"Hauptsächlich möchte ich dies für die Portraitfotografie von Tieren (besonders Pferde und Hunde) und Menschen benutzen, aber auch für Detailfotografie von zum Beispiel Augen oder Blumen."
Als Startpunkt ist das zusammen mit der Preisgrenze von 300€ ok, doch die Frage nach dem Richtigen von den drei genannten Objektiven sowie die sich direkt darauf beziehenden Antworten zielen aus meiner Sicht zu kurz.
Entscheidend ist, welche Bilder Du machen willst.
Erst danach stellt sich die Frage, mit welchem Objektiv man das am besten erreichen kann.
Am Wichtigsten ist für mich klar die Wahl des Bildwinkels, einige Beispiele (KB-Äquivalente):
35 mm - "Portrait mit Umfeld" zeigt sowohl das komplette Gesicht als auch z.B. Hände beim Klavierspielen, Basteln oder die Lichter des Weihnachtsbaums neben dem Kopf etc. und gibt dem Portrait mehr Kontext. Gesichter wirken noch nicht verzerrt, wie das bei größeren Bildwinkeln der Fall wäre, die Bilder wirken eher entspannt, ohne dabei so langweilig wie bei 50 mm zu sein.
85 mm - knappe, oft angeschnittene Gesichter, gut bei Erwachsenen, deren Gesichter markanter als die von Kindern sind; eng, spannend; meine Lieblingsbrennweite
135 mm - nach Gusto, sehr isolierend, nutze ich ab und zu
180 mm - gut, um eine Person in einer per Tele gerafften Umgebung zu zeigen. Für Portraits alleine mir zu flach.
35 bis 180 mm, die zeigen, welche unterschiedlichen Arten an Portrait Bildern sich damit gestalten lassen.
Danach käme dann die Überlegung, wieviel Tiefenschärfe man im Bild haben möchte.
Braucht man ein Objektiv mit großer Blende? Wofür?
Wenn es auf möglichst geringe Tiefenschärfe ankommt ist man mit MFT ohnehin im falschen System und bekommt an APS-C für weniger Geld mehr Tiefenunschärfe.
Oder braucht man eine große Blende, weil sonst das Licht bzw. die Kamera (hohe ISO) nicht reichen?
Wenn das Problem ist, daß Licht fehlt, dann sollte man sich erst überlegen, ob man dem Problem zu Leibe rücken kann. Erst wenn das nicht geht (wieso?) dann kann man die Workarounds angehen.
Mit f1.4 entstehen halt auch Bilder, die nach f1.4 (oder welcher großen Blendenöffnung auch immer) aussehen. Will man das? Wenn ja, gut.
Nochwas: bei Brennweiten unter 85 mm ist ein Stabilisator für Portraits überflüssig, da maximal mit etwa 1/80 s belichtet sollte um Bewegungsunschärfen zu vermeiden.
Bei Kindern darf das gerne noch ein guter Faktor schneller sein. "Halt mal ruhig und sieh für eine halbe Sekunde ganz entspannt aus" funktioniert halt nicht.
Pferde und Hunde: kommt darauf an, ob sie (auf Zuruf) still halten und der Ausdruck dann zu den Bildvorstellungen paßt
Ein Stabi kann natürlich an anderer Stelle nützlich sein und im Studio oder mit Blitz sieht die Sache wieder anders aus aber darum geht es hier ja nicht, ich bleibe also eng beim Thema.
Zusammengefaßt:
Ich empfehle, erst dann nach dem passenden Objektiv zu suchen, wenn Du genauer weißt, was Du (machen) willst.
Dabei kann es sehr hilfreich sein, sich Daten von Bildern anzusehen, die man selber gerne machen würde.
Vielleicht hast Du ja bislang schon Portraits mit einem Zoom gemacht, dann hilft es z.B. in Lightroom nach Portraits zu filtern und sich die dabei verwendeten Brennweiten anzusehen.