3 Fragen zum Videodreh

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der alte wolf
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3 Fragen zum Videodreh

Beitrag von der alte wolf » Sonntag 12. Februar 2017, 13:41

Hallo liebe Forenmitglieder.
Seit einiger Zeit fotografiere ich mit der GX 80, nebst 14-140 und 12-32 mm Objektive. Soweit, so gut.
Nun habe ich mal ein Video im Automatikbereich, d. h. Belichtung „Programm“ und Focus auf Dauer-AF aufgenommen. Die Schärfe, ist, wenn der Schärfepunkt
gefunden wurde in Ordnung.
Das Problem ist somit die Phase der „Focus-Suche“, wenn die Kamera den Focus scharf stellen will und das Bild dann zunächst unscharf erscheint.
Mir fehlt die Erfahrung im Scharfstellen und noch so einige andere Dinge die man wohl wissen muss, um ein einigermaßen sauberes Video abliefern zu können..

Ich habe mal die für mich wichtigsten Fragen zusammengestellt. Vielleicht kann der ein oder andere dazu Stellung nahmen.
Die Fragen beziehen sich auf jeweils normales Tageslicht und normale Bewegungen der aufzunehmenden Personen, sofern vorhanden.

1. Auto-Iso-Einstellung, oder ist aufgrund der größeren Schärfentiefe in Verbindung mit einer kleineren Blende, ein höhere Iso-Einstellung sinnvoll?
2. Welcher Belichtungsmodus ist sinnvoll, bei der Verwendung von „A“ lässt sich die Blende vorwählen um in Verbindung mit der höheren Iso-Einstellung einen
größeren Schärfenbereich auszunutzen und um somit weniger korrigieren muss!?!
3. Nun kommt der wichtigste Punkt: Sollte man auf Dauer AF, auf Touchscreen, oder auf vielleicht auf Manuell stellen, um am schnellsten den Schärfepunkt zu finden?

Mir ist natürlich klar, dass jeder so seine eigenen Favoritenstellungen nutzt, die er im Laufe der Zeit für sich herausgefunden hat.
Aber trotzdem, wenn jemand sich im Video-Bereich vortastet, dann möchte man die Erfahrungen anderer Leute gerne mit einbeziehen.
Vorab schan mal, vielen Dank im Voraus

LG
Klaus
Lumix GX80 14 -140 mm, 12 -32 mm, Pentax K 30 18-135 mm

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DieterChristian
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Re: 3 Fragen zum Videodreh

Beitrag von DieterChristian » Montag 6. März 2017, 22:08

Hallo Klaus!

Ich filme schon seit geraumer Zeit privat mit den GH Modellen (GH1 bis GH4) und dienstlich mit Videokameras mit
kleinen Sensoren und neuerdings auch mit einer Sony mit 1" Sensor. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch
"echte" Videokameras gerne mal im Autofocus pumpen, länger brauchen oder auf einen kontrastreichen Hintergrund scharf
stellen, genau wie unsere Systemkameras.

Zu deinen Fragen:

Wenn du genug Zeit hast, filmst du am besten mit allen Einstellungen manuell. Die Belichtungszeit bleibt bei 1/50 oder 1/100,
die ISO bleiben im, was das Rauschen angeht vertretbaren Maß und mit der Blende entscheidest du dich für die Menge an
Schärfentiefe.
Um eine natürliche Bewegungsunschärfe zu bekommen (nicht, dass es auch Gründe gibt diese Norm zu brechen), benutzt man
bei Video normalerweise die doppelte Belichtungszeit im Vergleich zur Framerate. Also bei 24, 25 fps einen Shutterspeed von 1/50
und bei 50 Bildern pro Sekunde 1/100. Geringfügig kürzere Belichtungszeiten machen sich bei wenig Bewegung noch nicht arg
bemerkbar aber wenn man die Blende gerne öffnen möchte, um eine geringe Schärfentiefe zu bekommen, benötigt man an einem
hellen Sonnentag einen ND Filter.
Den Autofocus kannst du verwenden, um vor Beginn der Aufnahme auf den richtigen Punkt scharf zu stellen. Wenn du während
der Aufnahme den Focus wechseln möchtest verwendest du am besten einen Follow-Focus der das manuelle Umschärfen erleichtert.

Wenn du mit Autofocus filmen möchtest oder musst verzichtest du besser auf den schönen Cinema-Look mit geringer Schärfentiefe
und blendest, so weit es die Lichtverhältnisse und die vertretbare ISO-Obergrenze zulassen, ab. Wenn sich dein Schärfebereich über
mehrere Meter erstreckt, wird es seltener vorkommen, dass die Schärfeverlagerung des Autofocus ungut wahrgenommen wird.

Am besten Entscheidest du jeweils in der Situation. Eine Weitwinkelaufnahme oder ein Interview geht besser mit MF. Auch eine Verfolgung
oder Querbewegung bei der der Abstand zum Protagonisten gleich bleibt geht mit MF gut. Schifahrer auf der Piste oder ein Autorennen
wird besser mit AF gehen, auch wenn hie und da eine Aufnahme mal nicht zu gebrauchen ist, weil der Focus pumpt oder daneben liegt.

Bei meiner GH4 funktioniert der Autofocus bei 50fps besser, weil er öfter misst. Bei 24fps funktioniert er deutlich schlechter, in 4K nochmal
schlechter. Hoffentlich kannst du mit meinen Tipps was anfangen.

LG
DieterChristian

ThomasT
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Re: 3 Fragen zum Videodreh

Beitrag von ThomasT » Donnerstag 9. März 2017, 14:42

DieterChristian hat geschrieben:Hbenutzt man
bei Video normalerweise die doppelte Belichtungszeit im Vergleich zur Framerate.
Die Hälfte. Aber weiter unten hast du es ja dann richtig geschrieben.
Übrigens: genau diese Bewegungsunschärfe führt dazu, dass man 4k im Grunde knicken kann.
Wenn kein schnellen Bewegungen vorkommen, kann man auch länger belichten bei 25fps also 1/25s (==360°).
Wenn man sehr schnelle Bewegungen hat oder die Bilder noch beabeiten will, z.B. Green/Blue Screen, dann kann man auch kürzer belichten. Also z.B. 1/100s (==90°).
DieterChristian hat geschrieben: verzichtest du besser auf den schönen Cinema-Look mit geringer Schärfentiefe
Nein. Das ist ein Mythos. 80% der Kinofilme sind durchgeschärft. Man erkennt immer was im Hintergrund passiert.
Mit zu geringer Schärfentiefe würde ja das Product placement nicht funktionieren. :mrgreen:

Achtet mal drauf! Achtet mal bewusst auf die Schärfentiefe im Kino.

Das ist glaube ich eine ein optische Illusion. Weil Amateurvideos oft nicht so cineastisch aussehen, sucht man die Antwort in der Schärfentiefe.
Aber beim Film ist das "Freistellen" bzw. Betonen des Schauspielers viel öfter Szenengestaltung und Beleuchtung. Im Film ist halt kein Müll im Hintergrund, den man wegunschärfen muss.
Lumix G3, GF3
Blackmagic Pocket Cinema Camera (super16 sensor, Cropfaktor 2.88 KB)
Panasonic 7-14, Laowa 7.5 mm, SLR Magic Hyperprime 12 mm, Panasonic 14-42, Sigma 19, Panasonic 20, Panasonic 45-150
Pentacon 29/f2.8, Pentacon 50/f1.8, Pentacon 135/f2.8

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DieterChristian
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Re: 3 Fragen zum Videodreh

Beitrag von DieterChristian » Montag 13. März 2017, 21:05

Hallo Thomas!

Wäre wirklich schade, wenn mein Speedbooster und die beiden Sigma Zooms
mit f1,2 eine unnötige Anschaffung gewesen wären aber zum Glück muss ich
dir widersprechen, gerade weil ich als Kameramann viel auf Bokeh und die
Arbeit des Schärfenziehers schaue. Als extreme Beispiele seien hier die neue
Verfilmung von Le Miserable genannt bei der mir der Schärfenzieher wirklich
leid getan hat, da in vielen Einstellungen schon der Unterschied zwischen Auge
und Nasenspitze zu erkennen ist oder der vielgerühmte Lala Land bei dem die
Schärfe eigentlich immer daneben liegt. Wie der Film so viele Preise bekommen
konnte ist mir schleierhaft.
Du hast sicher recht, dass der Boom mit der geringen Schärfentiefe seinen Zenit
schon erreicht hat und sich Protagonisten auch durch Farbe und Licht gut vom
Hintergrund abheben können aber für meinen Geschmack geht nichts über schöne,
riesige Bokeh-Bubbles im Hintergrund.

1080 50p kann man auf vielen Systemen nicht abspielen und Interlaced ist mir ein
Graus also wähle ich da nicht nur für Festivals auch 24 oder 25p. Deshalb verstehe
ich nicht, warum man 4K knicken kann.

LG
DieterChristian

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