Ich fotografiere seit einiger Zeit mit einer G3. Aus meinen Recherchen folgere ich, dass bei der Verwendung von Mehrfeld-AF die Chance groß ist, zumindest irgendwo am Foto einen Punkt zu bekommen, der scharfgestellt ist (abhängig davon, wie gut die Kontraste in der Szene sind; mit denen bestimmt der Kontrast-AF Sensor der G3 die Schärfe). Als Beispiel könnte ich da an einen Vogelschwarm vor blauem Himmel denken - irgendwelche Vögel (oder Teile davon) werden (ausreichend kurze Belichtungszeit vorausgesetzt) vielleicht ziemlich scharf am Foto abgebildet sein.
Schwieriger wird's vermutlich, wenn sich die Vögel aus dem Beispiel vor einem kontrastreichen Hintergrund (Teile von Bäumen, die in den Himmel ragen u.Ä.) bewegen. Da stellt sich mir die Frage, wo der AF in einem solchen Fall scharfstellt: Vogel im Vordergrund, oder zufällig ein Ast im Hintergrund?
Eine Frage, die auch in diversen Foren unbeantwortet bleibt. Die Annahmen gehen von "das AF-Feld wird ausgewählt, unter dem der Kontrast in der Szene am stärksten ist = wo die Schärfe am Besten eingestellt werden kann" über "die Kamera prüft, welche AF-Felder eine gemeinsame Fokusebene scharfstellen, gruppiert diese dann und wählt aus diesen Gruppen dann diejenige Fokusebene aus, bei der die meisten AF-Felder aktiv sind" (auf dem Bildschirm sind dann u.U. mehrere, "wild" auf dem Bildschirm verteilte Fokusrahmen grün) bis hin zu Kombinationen davon, "mittengewichtete Fokussierung" und "komplexe Algorithmen, die nur den Herstellern der Kamera bekannt sind".
Dem Vorteil einer höheren allgemeinen Treffergenauigkeit des Mehrfeld-AF steht der Nachteil gegenüber, dass genau das nicht scharfgestellt wird, was eigentlich scharf gestellt sein soll. Deshalb weichen Viele auf den Einzelfeld-AF aus - damit lässt sich besser kontrollieren, was tatsächlich scharfgestellt wird. Besser deshalb, weil auch in diesem Fall nicht absolut vorhersehbar ist, wohin der AF fokussiert. Beispiel: Ast vor kontrastreichem Hintergrund. Da die Größe des Fokusbereichs nicht punktförmig ist, muss der AF-Sensor in so einem Fall beinahe wie beim Mehrfeld-AF vorgehen - bei dem für mich rätselhaft ist, wie er tatsächlich funktioniert. In der Praxis sieht das dann so aus, dass entweder auf den Ast oder den Hintergrund fokussiert wird, je nachdem, welche Position der AF-Fokusrahmen über dem Ast einnimmt: Auch wenn man annehmen sollte, dass, wenn der Ast mittig vom Fokusrahmen liegt, auch darauf scharfgestellt wird, habe ich oft genug beobachtet, dass genau dann der Hintergrund fokussiert wird, und erst, wenn der Ast etwas aus der Mitte des Fokusrahmens bewegt wird, auch tatsächlich auf ihn scharfgestellt wird. Leicht wäre es, würde das als Regel immer gelten - meinen Beobachtungen nach lässt sich das so aber nicht eindeutig festmachen, weil oft genug der Ast genau dann scharfgestellt wird, wenn er auch genau in der Mitte des Fokusrahmens liegt.
Bei meiner G3 kommt jetzt zusätzlich dazu, dass sich beim Einzelfeld-AF der Fokusrahmen in der Größe verändern lässt. Ich nehme mal an, dass damit praktisch der gleiche Effekt erzielt wird, den ich auch erreichen würde, wenn ich im Mehrfeld-AF Modus einen Teilbereich (z.b. die mittleren fünf Fokusfelder) händisch auswählen und die Anzahl der verwendeten AF Felder damit beschränken würde. Der Vorteil besteht darin, dass ich im Gegensatz zu dieser Methode mehrere Größen für das AF-Feld zur Verfügung habe, für die es kein entsprechendes Pendant im Mehrfeld-AF Modus gibt, das noch dazu am gesamten Sensor-/Bildschirmbereich platziert werden kann.
Die GF kennt ausserdem den wohl einigermaßen einzigartigen "Pinpoint-AF", bei dem ich die Erfahrung gemacht habe, dass auch hier eine kleine Unsicherheit besteht, was tatsächlich scharfgestellt wird und was nicht.
Eine 100%-ige Vorhersage, was der AF - egal, in welchem Modus - tatsächlich scharfstellt, lässt sich meines Erachtens nicht machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der AF ein Objekt scharfstellt, ist meines Erachtens umso größer, je mehr der Fläche eines Fokusfelds dieser Gegenstand einnimmt. Füllt beispielsweise ein Apfel den gesamten Bereich eines Einzel-AF Fokusfelds aus (und überragt es vielleicht noch), ist das wesentlich besser, als wenn der Apfel lediglich zur Hälfte ins Fokusfeld hineinragt und das Fokusfeld auch den Hintergrund "sieht". Deshalb muss mehr oder weniger immer kontrolliert werden, ob die Schärfe stimmt, wenn nicht ein mehr oder weniger zufälliges Ergebnis wissentlich in Kauf genommen wird. Diese Schärfeüberprüfung ist bei meiner G3 in einigen Fällen (z.B. ist der Anvisierte Bildteil weiter entfernt) zwar u.U. umständlich, aber doch möglich, indem der AF+MF Modus verwendet wird, bei dem beim Drehen am Fokusring des Objektivs der mit dem AF anfokussierte Bereich in mehreren Vergrößerungsstufen am Bildschirm dargestellt werden kann.
Bin ich der Einzige, den AF zeitweilig in Erstaunen versetzt? Sind meine Annahmen einigermaßen korrekt? Kann mir jemand vielleicht die Frage beantworten, nach welchem Muster AF-Systeme versuchen, scharfzustellen (ich weiß, der Kontrast, aber welche Fläche, und wie sicht das mit Multipoint-AF aus?)? Und wer fotografiert schon ständig in MF? Sind meine Fragen überhaupt berechtigt (kicher)???