Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

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Fotopanther
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Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von Fotopanther » Mittwoch 7. Mai 2014, 14:48

Kennt ihr das? Ihr wollt eigentlich nur fotografieren, doch dann passiere seltsame Dinge um euch herum...
So erging es mir neulich und ich dachte mir, diese Geschichte ist zu schade, als dass sie im "Regal" verstauben sollte... ;)

Morgens um halb acht ist die Welt noch in Ordnung. Bei denen, die noch im Bett liegen und schlafen!! Warum habe ich mich nochmal auf einem Samstag Morgen um halb sieben aus dem Bett gequält??
Ach ja, Fotos. Ich will Fotos machen. Tierfotos, um genau zu sein. In einem Wildpark. Der macht schon um neun Uhr auf, die Anfahrt dauert eine Stunde. Um neun Uhr erwarte ich nicht unbedingt einen Ansturm von Besuchern, darum die frühe Uhrzeit. Die leere Autobahn beruhigt mich etwas, auch der leere Parkplatz vor dem Wildpark wirkt sich positiv auf meine Laune aus. Endlich in der „Wildnis“! Gleich am Anfang die erste Enttäuschung: Am Wolfsgehege ist kein Wolf zu sehen. Na gut, dann gehe ich erst zu den Luchsen. Doch auch hier gähnende Leere. Eine Schwanzspitze zuckt – wie um mich zu ärgern – im hohen Gras hin und her. Mehr nicht. Meine Laune sinkt wieder. Dann eben weiter zu den freilaufendem Sikawild. Schnaufend stapfe ich den Hügel hoch. Da habe ich schon so eine leichte Ausrüstung und japse trotzdem noch! Naja, vielleicht liegt es ja auch nicht nur an der Ausrüstung... Im Wald angekommen halte ich Ausschau nach Sikawild: Fehlanzeige. Moment – dort! Ganz hinten, im dunkelsten Fleck des Waldes wackelt ein Geweih hin und her. Na toll. Da helfen mir auch keine 600mm Brennweite, noch nicht mal auf dem Stativ. Das Tier ist schlicht und einfach zu weit weg. Seit ca. 2 Stunden laufe ich durch den Tierpark und habe noch kein einziges Tier vor die Linse bekommen. Frust macht sich breit. Spontan entscheide ich mich, meinen Standort zu wechseln und nicht mehr Jagd auf nicht vorhandenen Tiere zu machen, sondern auf fest stehenden Motive. Also auf ins Auto und ab zum nächsten Motiv: Ein bekanntes Wasserschloss. Auch hier halten sich die Besucher erfreulicherweise noch zurück und ich kann in aller Ruhe in paar Fotos schießen. Das Wetter spielt mit, ich sondiere zunächst mal das Gelände. Dann richte ich mein Stativ am Ufer des Sees aus, als plötzlich eine Stimme hinter mir sagt: „Worauf gehen Sie denn? Auf Aale“? Vor Schreck springe ich fast in den See, kann der sich nicht laut anschleichen?! Äääh, worauf ich gehe? Hallo, guter Mann, wonach sieht das denn hier aus?? Freundlich sage ich: „Ich fotografiere hier, ich angle nicht“. „Waas?Aale? Die werden sie hier nicht finden. Sie müssen auf Karpfen gehen“ Ich gebe auf und bedanke mich für den tollen Rat. Strahlend stapft der zwei-Zentner-Mann seines Weges. Warum habe ich den bloß nicht gehört?
Egal, ich widme mich wieder meinem Stativ, da spricht mich wieder jemand an: „Was machen Sie da?“ Mensch, habt ihr alle keine Augen im Kopf??!! Freundlich und gut erzogen, wie ich bin, antworte ich „Ich fotografiere das Schloss“. „Datt olle Gemäuer? Lohnt sich doch gar nicht. Da vorne kann man Postkarten kaufen, die sehen viel besser aus“. …........................... Wenn ich dem jetzt mein Stativ..............nein. Nein, lieber nicht. Ich lächele ihn verkrampft an und hoffe, das er endlich weiter zieht. Was er dann auch tut. Ich aber auch, ich suche mir ein geschütztes Plätzchen und kann endlich in Ruhe ein, zwei Fotos machen. Als ich gerade überlege, welchen Filter ich wohl einsetzen könnte, spricht mich wieder jemand an. Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.
„Was machen Sie da? Fotos?“ Ooooooooh, da hat jemand mitgedacht!! „Ja, ich fotografiere das Schloss und die Umgebung.“ „Ja, das ist eine tolle Sache! Das Wetter ist ja auch so schön.“ Nach einigen Minuten Smaletalk verabschiedet sich die ältere Dame und geht weiter. Na, die war doch nett! Wieso kann ich nicht nur solche Leute treffen? Besser gelaunt verbringe ich noch eine schöne Zeit auf dem Gelände und kann - ohne weitere Behelligung - doch noch schöne Fotos machen.
Ich könnte noch seitenweise so weiterschreiben, denn das waren lediglich die Erlebnisse eines Tages. Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit meiner Geschichte – die tatsächlich genau so passiert ist - und vielleicht hat sich ja jemand wiedererkannt?

Also liebe Spaziergänger und Nicht-Fotografen:
Wenn jemand mit einem Stativ und einer Fotokamera am See steht, angelt er nicht zwingend Aale.
Wenn jemand mit einem Stativ und einer Fotokamera an einem bekannten Touristenziel steht, möchte er eventuell „eigene“ Bilder des selbigen machen und keine Postkarten kaufen.
Man sollte Stative, auf denen eine Fotokamera befestigt ist, nicht als Torpfosten verwenden.
Stative, auf denen eine Fotokamera befestigt ist, gehören jemandem und sich nicht zum mitnehmen gedacht.
Stative, auf denen eine Fotokamera befestigt ist, eignen sich nicht, um Fido, Rocky oder Purzel dort anzubinden.
Naturfotografen beantworten gerne Fragen, sie sind jedoch nicht gerne Ziel von Spott und Hähme. Es heißt zwar immer, "Es gibt keine dummen Fragen", doch das bezweifel ich mittlerweile stark.
Naturfotografen sind auch nur Menschen und sollten auch als solche behandelt werden!
Bis zum nächsten Mal.
Das Equipment, welches wir gebrauchen, spielt nur eine kleine Rolle. Vielmehr kommt es darauf an, es zu beherrschen!
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von Swiss » Mittwoch 7. Mai 2014, 15:17

Tolle Geschichte, und wie oft ist es mir auch schon so ergangen.
Ich kenne aber auch die Seiten der lieben Fotografen. So Sprüche wie:
Hier kommen nur Leute rein mit CanNik !!!
Oder letzte Woche stürzte einer in die Beobachtungshütte, auf den Knien, Arme aufgestützt auf der Bank auf der ich sass.
Nach meinem fünften Verwackler musste ich ihm mal sagen, dass ich es nicht so toll finde. Kommentar von ihm? Keiner...
Eine andere Story ist mein E-Bike....ich bin oft damit zum fotografieren unterwegs. Wie oft werde ich wegen meinem Bike in ein Gespräch verwickelt....und man (Frau) bleibt ja höflich und gibt Antwort.
Ich glaube die meisten haben so ihre Geschichten
Trotzdem gehen wir alle weiter auf Fotopirsch
LG
Brigitte
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und noch div. von Nikon

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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von lomix » Mittwoch 7. Mai 2014, 15:40

kannst hier ´ne Sammelbestellung machen :lol:
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FZ200- Raynox 150, Canon500D-Nahlinse,Funk-Fernauslöser,
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von GuenterG » Mittwoch 7. Mai 2014, 16:30

Renne mal mit einem Makro-Ringblitz auf der Kamera durch die Botanik :-)...
Liebe Grüße
Günter

DC-G9, DMC-GH3 und jede Menge Makro-Objektive und -Zubehör

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grinsinnelins
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von grinsinnelins » Mittwoch 7. Mai 2014, 18:31

Tja, ich sach Dich bloss eins, Duuu brauchs datt Taaanzelllt Urwald 1, damit bisse wech bevor dat Dich einer sehen tut !!!
LG Bernhard
Ich bin nicht auf der Welt, um zu sein, wie andere mich gerne hätten !!
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von winterhexe » Mittwoch 7. Mai 2014, 18:55

hach ja.... das kenn ich auch....

neulich nach einem regenguss im park war alles voller pfützen... in einer pfütze aber eine supertolle spiegelung von himmel, bäumen und schloss...
ich fotografierte hingebungsvoll aus allen perspektiven... neben mich stellte sich plötzlich ein mann mit einer wahnsinns-überdimensionierten kamera mit ebensolchem objektiv vor dem bauch baumelnd... sah mir eine weile zu und fragte dann:.."was gibt es denn da zu fotografieren??"

ich: deute stumm auf die spiegelung in der pfütze...
er: "...??? diese pfütze da???"
ich: "nein.. nicht nur die pfütze.. schauen sie doch mal diese irre spiegelung da drinnen....."
er: .. schaut.... dann nimmt er seine kamera, stellt sich in anschlag und ruft über die schulter nach hinten:
"elfriiiiiede..... komm mal.... ich hab hier ne waaaaaaaaaaahnsinnspiegelung entdeckt... die müssen wir UNBEDINGT fotografieren!!!!"

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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von videoL » Mittwoch 7. Mai 2014, 19:09

Hallo Fans, Bild
nur wer die Blicke und evtl. Kommentare der Nichtfotografen erträgt ist ein starker Fotograf und macht Superfotos.
Bei meinem Video " Das Leben in einer Krüppelkiefer ", aufgenommen im Vorfeld unserees Hotels,
war ich für viele Hotelgäste ein Wahnsinniger der Kiefernnadeln mit Stativ fotografiert.
Da müssen wie stark sein und durch.
Viele GrüßeBild videowilli
Das Motiv, es kommt darauf an, wie man es sieht.
Ohne Kritik kann ich nicht besser werden.

Kamera = FZ 1000, LED Videoleuchte, Stative, DCR 150, Canon 500d, Kenko Pro1 +3 Dioptrin,3D Schlitten, Hoya Filter
Foto = PSE 10, FastStone
Video = Magix Pro X

panne
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von panne » Mittwoch 7. Mai 2014, 19:19

An der durch den Ort führenden Bundesstrasse habe ich einmal Blumenmacros mit einem kleinen Dreibein fotografiert und dabei viel Lob von Passanten geerntet: 'Endlich wird etwas gegen diese Raser unternommen...' :lol:

Gruß
panne
GF3, E-M1.2, E-P5 ...

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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von GuenterG » Mittwoch 7. Mai 2014, 20:45

panne hat geschrieben:An der durch den Ort führenden Bundesstrasse habe ich einmal Blumenmacros mit einem kleinen Dreibein fotografiert und dabei viel Lob von Passanten geerntet: 'Endlich wird etwas gegen diese Raser unternommen...' :lol:

Gruß
panne
:mrgreen: cool
Liebe Grüße
Günter

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Heraisto
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von Heraisto » Mittwoch 7. Mai 2014, 21:04

Haha, nette Geschichte.

Was aber auch witzig ist: stellt euch auf eine kleine Verkehrsinsel auf einer Straße (um selbige und die bunten Autos zu fotographieren) und beobachtet, wie auf magische Weise das Tempolimit eingehalten wird.

Ich gebe ja zu, ich halt mich da auch nicht immer dran und würde auf die Schnelle jemanden mit Stativ und Kamera ebenfalls verwechseln ;)

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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von lomix » Mittwoch 7. Mai 2014, 21:41

Heraisto hat geschrieben: Was aber auch witzig ist: stellt euch auf eine kleine Verkehrsinsel auf einer Straße (um selbige und die bunten Autos zu fotographieren) und beobachtet, wie auf magische Weise das Tempolimit eingehalten wird.

)
das kannst du in Frankfurt nur mit Begleitschutz machen. Ansonsten machen die dich "platt"! :lol:
GX8 seit 1.9.2016 mit 14-42, Pana 35-100 2.8 Pro,PanLeica 100-400, Oly 60mm makro 2.8
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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von whakaahua » Donnerstag 8. Mai 2014, 03:39

Schöne Geschichten, gefallen mir gut. :)


Den Beitrag könnte man doch zum ,,Fotographen-Geschichten-Erzählen"-Beitrag ernennen, oder gibt es sowas schon?
Die Tatsache,dass eine technisch fehlerhafte Aufnahme gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.- A.F.

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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von mikesch0815 » Donnerstag 8. Mai 2014, 11:06

Ich reagiere ja gern auf "Sind das Huskies?" unterwegs damit, daß ich die Kamera nehme, auf geschossene Fotos kucke und sage: "Ja, stimmt... das ist mir noch gar nicht aufgefallen!" :D

so weit
Maico
S5II, GX8, EM-10II(IRmod) und viel Glas - also viel Spaß!

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Re: Aus dem Tagebuch eines Naturfotografen....

Beitrag von Fotopanther » Donnerstag 8. Mai 2014, 18:21

Heraisto hat geschrieben:Haha, nette Geschichte.

Was aber auch witzig ist: stellt euch auf eine kleine Verkehrsinsel auf einer Straße (um selbige und die bunten Autos zu fotographieren) und beobachtet, wie auf magische Weise das Tempolimit eingehalten wird.
Da sei lieber vorsichtig, das kann richtig teuer werden!
"Unerlaubter Eingriff in den Straßenverkehr" nennt man das!

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