So erging es mir neulich und ich dachte mir, diese Geschichte ist zu schade, als dass sie im "Regal" verstauben sollte...
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Morgens um halb acht ist die Welt noch in Ordnung. Bei denen, die noch im Bett liegen und schlafen!! Warum habe ich mich nochmal auf einem Samstag Morgen um halb sieben aus dem Bett gequält??
Ach ja, Fotos. Ich will Fotos machen. Tierfotos, um genau zu sein. In einem Wildpark. Der macht schon um neun Uhr auf, die Anfahrt dauert eine Stunde. Um neun Uhr erwarte ich nicht unbedingt einen Ansturm von Besuchern, darum die frühe Uhrzeit. Die leere Autobahn beruhigt mich etwas, auch der leere Parkplatz vor dem Wildpark wirkt sich positiv auf meine Laune aus. Endlich in der „Wildnis“! Gleich am Anfang die erste Enttäuschung: Am Wolfsgehege ist kein Wolf zu sehen. Na gut, dann gehe ich erst zu den Luchsen. Doch auch hier gähnende Leere. Eine Schwanzspitze zuckt – wie um mich zu ärgern – im hohen Gras hin und her. Mehr nicht. Meine Laune sinkt wieder. Dann eben weiter zu den freilaufendem Sikawild. Schnaufend stapfe ich den Hügel hoch. Da habe ich schon so eine leichte Ausrüstung und japse trotzdem noch! Naja, vielleicht liegt es ja auch nicht nur an der Ausrüstung... Im Wald angekommen halte ich Ausschau nach Sikawild: Fehlanzeige. Moment – dort! Ganz hinten, im dunkelsten Fleck des Waldes wackelt ein Geweih hin und her. Na toll. Da helfen mir auch keine 600mm Brennweite, noch nicht mal auf dem Stativ. Das Tier ist schlicht und einfach zu weit weg. Seit ca. 2 Stunden laufe ich durch den Tierpark und habe noch kein einziges Tier vor die Linse bekommen. Frust macht sich breit. Spontan entscheide ich mich, meinen Standort zu wechseln und nicht mehr Jagd auf nicht vorhandenen Tiere zu machen, sondern auf fest stehenden Motive. Also auf ins Auto und ab zum nächsten Motiv: Ein bekanntes Wasserschloss. Auch hier halten sich die Besucher erfreulicherweise noch zurück und ich kann in aller Ruhe in paar Fotos schießen. Das Wetter spielt mit, ich sondiere zunächst mal das Gelände. Dann richte ich mein Stativ am Ufer des Sees aus, als plötzlich eine Stimme hinter mir sagt: „Worauf gehen Sie denn? Auf Aale“? Vor Schreck springe ich fast in den See, kann der sich nicht laut anschleichen?! Äääh, worauf ich gehe? Hallo, guter Mann, wonach sieht das denn hier aus?? Freundlich sage ich: „Ich fotografiere hier, ich angle nicht“. „Waas?Aale? Die werden sie hier nicht finden. Sie müssen auf Karpfen gehen“ Ich gebe auf und bedanke mich für den tollen Rat. Strahlend stapft der zwei-Zentner-Mann seines Weges. Warum habe ich den bloß nicht gehört?
Egal, ich widme mich wieder meinem Stativ, da spricht mich wieder jemand an: „Was machen Sie da?“ Mensch, habt ihr alle keine Augen im Kopf??!! Freundlich und gut erzogen, wie ich bin, antworte ich „Ich fotografiere das Schloss“. „Datt olle Gemäuer? Lohnt sich doch gar nicht. Da vorne kann man Postkarten kaufen, die sehen viel besser aus“. …........................... Wenn ich dem jetzt mein Stativ..............nein. Nein, lieber nicht. Ich lächele ihn verkrampft an und hoffe, das er endlich weiter zieht. Was er dann auch tut. Ich aber auch, ich suche mir ein geschütztes Plätzchen und kann endlich in Ruhe ein, zwei Fotos machen. Als ich gerade überlege, welchen Filter ich wohl einsetzen könnte, spricht mich wieder jemand an. Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.
„Was machen Sie da? Fotos?“ Ooooooooh, da hat jemand mitgedacht!! „Ja, ich fotografiere das Schloss und die Umgebung.“ „Ja, das ist eine tolle Sache! Das Wetter ist ja auch so schön.“ Nach einigen Minuten Smaletalk verabschiedet sich die ältere Dame und geht weiter. Na, die war doch nett! Wieso kann ich nicht nur solche Leute treffen? Besser gelaunt verbringe ich noch eine schöne Zeit auf dem Gelände und kann - ohne weitere Behelligung - doch noch schöne Fotos machen.
Ich könnte noch seitenweise so weiterschreiben, denn das waren lediglich die Erlebnisse eines Tages. Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit meiner Geschichte – die tatsächlich genau so passiert ist - und vielleicht hat sich ja jemand wiedererkannt?
Also liebe Spaziergänger und Nicht-Fotografen:
Wenn jemand mit einem Stativ und einer Fotokamera am See steht, angelt er nicht zwingend Aale.
Wenn jemand mit einem Stativ und einer Fotokamera an einem bekannten Touristenziel steht, möchte er eventuell „eigene“ Bilder des selbigen machen und keine Postkarten kaufen.
Man sollte Stative, auf denen eine Fotokamera befestigt ist, nicht als Torpfosten verwenden.
Stative, auf denen eine Fotokamera befestigt ist, gehören jemandem und sich nicht zum mitnehmen gedacht.
Stative, auf denen eine Fotokamera befestigt ist, eignen sich nicht, um Fido, Rocky oder Purzel dort anzubinden.
Naturfotografen beantworten gerne Fragen, sie sind jedoch nicht gerne Ziel von Spott und Hähme. Es heißt zwar immer, "Es gibt keine dummen Fragen", doch das bezweifel ich mittlerweile stark.
Naturfotografen sind auch nur Menschen und sollten auch als solche behandelt werden!
Bis zum nächsten Mal.