Hanseat68 hat geschrieben: ↑Montag 15. Juli 2019, 17:53
was ich mit MP3 meinte, es werden einfach leisere und einige Liederpassagen einfach wegkomprimiert, höre ich sogar mit nur einem Ohr.
Nene, daß ist eine ganz andere Baustelle. Kompression und Loudness-War. Ursprünglich wurde komprimiert, weil eine LP die Dynamik eines Orchester nicht wuppen kann. Dann hüpft die Nadel aus der Rille und es gibt Übersprechen zur Nachbarrille. Die Dynamik einer LP ist begrenzt, sie wird etwas besser bei einer 12" Maxi mit 45rpm. Aber dann passt nicht viel Mukke auf eine Seite.
Mit der CD wurde es deutlich besser, aber lustigerweise wollten die meisten Kunden das gar nicht haben. Entweder, weil die meiste Mukke im Hintergrund plätschert und ein plötzliches Crescendo einen unerwarteten Herzinfarkt mit sich bringt, zum anderen tatsächlich: Auto und Radio. Beide brauchen keine hohe Dynamik.
Was man bei der CD allerdings bemerkt ist, daß Bässe besser wurden - die Zurückhaltung für Vinyl wurde nicht mehr gebraucht. Entsprechende aktuelle LPs sind oft Doppel LPs mit schwerem Vinyl, die kosten aber entsprechend Kohle. (Lohnt sich aber, ab 180g Vinyl wird es einfach klasse...)
Das andere ist der Loudnesswar, der mit den Bässen einhergeht. Man weiß recht gut: Ein Lied muss in den ersten 30s hängen bleiben, sonst schalten die meisten Leute weiter. Für dich und mich vielleicht ein Absurdum - ich jedenfalls liebe alles, was lang und episch ist. Aber die breite Masse will ein 3min Stück, einfach strukturiert, coolen Sound und gerade Rhythmen. Und das soll auf einem Bluetooth Speaker, im Autoradio und daheim in der Küche rocken. Und so klingt es auch: Langweilig, monoton und vorhersehbar.
NAD wurde übrigens ja mit Softclipping in den frühen 80ern berühmt: Die Verstärker konnten Dynamikspitzen prima plattbügeln und retteten so manche Hochtöner von wenig betuchten Jugendlichen. Kommt ein Verstärker ins Klippen, dann haut der Hochton satt raus. Und das mochten alte Lautsprecher nicht. (Manche hatten sogar eine Glühbirne innen als thermischen Vorwiderstand für den Tweeter.)
Richtig coole unkomprimierte Aufnahmen sind selten. Mir fallen da Aufnahmen von ECM, InAk und andere Labels ein. Aber die Majorlabel - ganz selten. Michel Jarres frühe Meisterwerke kann man sich echt prima als MP3 von Spotify reinziehen - die sind genauso dynamisch wie die bei mir auf der Festplatte liegenden FLACs. Die Vinylversionen kommen da nicht mit.
Ich vermisse ehrlich gesagt nur ein Tonmedium nicht: Tape. Das brauch ich echt nicht mehr. Mein Tapedeck verkaufte ich 1996 und habe es nie vermisst. Ein Nakamichi...
Edit: Spotify liefert nur gute Bandbreite für Zaster. Tidal liefert sogar FLAC Streaming, sogenannte Masters...
so weit
Maico