caprinz hat geschrieben:
BTW wie schon zuvor DSLR angesprochen,wenn man sich die Objektivprogramme der Marktführer CaNikon ansieht,gibt es im leichten Telebereich von 50mm bis 135mm nicht ein stabilisiertes lichtstarkes Festbrennweitenobjektiv,bei Fuji auch nicht.
Einzig Tamron hat ein 1,8/45mm VC und 85mm VC im Programm.
Wie machen die DSLR Fotografen denn ihre Portraits?
Aus technischer Sicht:
Die Blendenzahl ist eine physikalische Größe und es wäre bei lichtstarken KB Festbrennweiten extrem aufwendig, die Optik in der zwangsläufig nötigen Größe zu stabiliseren.
Tamron hat nicht ohne Grund "nur" ein 85/1.8 mit VC konstruiert.
Wie groß und teuer ein 200/2.0 mit VR ist, weiß man ja.
Aus (KB) Anwender-Sicht:
Die Frage ist nahezu belanglos, mit einem 70-200/2.8 VR ist man für alles gerüstet.
Nehmen wir das schon extreme Beispiel des 135/1.8 bei offener Blende und einer Portrait Distanz von 1,5 m.
Dann hat man eine Schärfentiefe von 1,2 cm während es beim f2.8 bereits, nunja, 1,9 cm sind.
Möglicherweise nicht akzeptabel für Leute, die "es darf immer nur das Auge aber niemals ein Teil der Augenbraue scharf sein" als Dauerhobby betreiben.
Die zoomen dann halt auf 168 mm und erzielen so ebenfalls 1,2 cm Schärfentiefe.
Bei gleicher Distanz ändert sich natürlich der Abbildungsmaßstab, das Portrait wird enger aber ist das jetzt besser oder schlechter?
Und wenn man die Distanz vergrößert, kann man diesen natürlich auch wieder erreichen.
Welche Rolle soll das bei den Schärfentiefen, um die es hier geht, spielen?
Wer würde den Unterschied sehen, außer im direkten Vergleich?
Das soll nicht heißen, daß es kein stabilisiertes 135er geben wird, wenngleich eine kleine, es ist immerhin eine Nische.
Und Objektive müssen nicht sinnvoll sein, sie müssen Käufer finden.
Um zum erwähnten Tamron 85/1.8 VC zu kommen:
Tamron hat für sich die Marktlücke "stabilisierte KB Festbrennweiten" identifiziert. (35, 45, 85)
Alle mit f1.8, damit es bezahlbar bleibt, denn der VC hebt die Preise bereits über die der OEM Angebote ohne VC.
Wollte man eine Reihe stabilisierter f1.4 Objektive entwickeln, so gäbe es dafür keinen Markt, sie würden über den OEM Angeboten liegen und dort wird die absolute Stückzahl sehr klein.
Und wer sich das leistet, greift ohnehin gerne zum Original.
Tamron konkurriert also zusammen mit Sigma im Bereich der noch einigermaßen Stückzahl bringenden Angebote.
Sigma hat bereits den "ART" Bereich besetzt. Warum also direkt mit Sigma konkurrieren (mit einem 85/1.4)? Das ergibt keinen Sinn.
Der VC beim 85er ist also ein Alleinstellungsmerkmal, was vielleicht in der ein oder anderen Situation mal von Vorteil sein kann.
Sicher aber wird es Anwender geben, die es genau deswegen kaufen, muß ja nicht nur für Available light Portraits sein.
Sollte ich spekulieren, würde ich als Nächstes auf ein 24 oder 28/1.8 VC von Tamron tippen.
Das wäre für Landschaft und Architektur interessant und würde sicherlich Käufer finden.
Sehr überrascht war ich übrigens, daß die "Beschränkung" auf f1.8 beim 85er Tamron (durch die kleinere bewegliche Optik) sicherlich seinen Teil zum ungewöhnlich schnellen Autofokus des Objektivs beiträgt, ich habe es mal in einem Sport-ähnlichen Einsatz testen können. Das Nikon 85/1.8 kommt da bei weitem nicht mit.
Damit wäre nach diesem Ausflug zum Tamron der Kreis für mich auch wieder geschlossen:
Ein schnelles 85er (42,5er/45er etc.) kann durchaus noch in Situationen nützlich sein, die man bislang vielleicht nicht im Sinn hatte.