Motiv gestalten, eine Frage des Bildwinkels / Festbrennweite vs. Zoom
Verfasst: Freitag 1. März 2019, 18:18
Der folgende Beitrag befasst sich mit zwei Problemen, die eng aneinander gekoppelt sind: Die ganz entscheidende Rolle, die der Bildwinkel bei der Motivgestaltung spielt, und die Frage, welche Vor- und Nachteile Festbrennweiten und Zoomobjektive hierbei aufweisen. Erläuterung an einem konkreten Beispiel.
Aufgabenstellung: Am Prinzipalmarkt in Münster hängt über einem Geschäft die vergoldetet Figur eines Harlekins. In ca. 190m Abstand hiervon erhebt sich der dunkle Turm der Lambertikirche. Der Harlekin soll nun so (im Hochformat) fotografiert werden, dass hinter ihm über die gesamte Breite der Figur die dunkle Turmfassade zu sehen ist (s. Foto und die Skizze auf dem Blatt mit den Berechnungen).
Praktische Lösung: Der Fotograf entfernt sich "im Rückwärtsgang" von dem Harlekin, bis sich dessen Außenseiten mit den Außenseiten des Turms decken. An dieser Stelle wird ein roter Pflock zur Markierung ins Pflaster eingeschlagen . Denn dies ist, unabhängig vom Sensorformat der Kamera und von allen überhaupt verfügbaren Objektiven, der einzige Standort, von dem aus das gewünschte Foto gemacht werden kann.
Nun kommen der Bildwinkel und die Art des Objektivs ins Spiel.
Mit einem Zoom gibt es da keine Probleme: Man dreht so lange am Zoomring, bis der Harlekin formatfüllend im Sucher erscheint. Dies ist hier mit einer MFT-Kamera bei f = 140mm der Fall (zugehöriger Bildwinkel ca. 8,2°).
Bei Verwendung von Festbrennweiten wäre es ein großer Zufall, wenn eines der Objektive hierfür passend wäre. Man muss sich klarmachen, dass der mit dem Pflock markierte Standort nicht verlassen werden darf. Geht man weiter zurück, weil man eine längere Brennweite verwenden will/muss, so wird der Bildwinkel kleiner. Das heißt, dass zwar der Harlekin voll erfasst wird, aber nur ein Teil der Turmbreite. Bei einer kürzeren Brennweite mit größerem Bildwinkel ist der Turm schmaler als der Harlekin. Es bleibt also nichts anderes übrig, als den richtigen Bildwinkel durch ein Objektiv mit kürzerer Brennweite (im vorliegenden Fall z. B. das Samyang 135mm, wenn man es denn hat! Alle anderen MFT-Objektive liegen viel weiter weg von 140mm) und einer anschließenden Ausschnittsvergrößerung herzustellen.
Ausschnittsvergrößerung bedeutet jedoch, dass die Vorteile einer Festbrennweite zum Teil oder ganz aufgehoben werden, oder dass sogar eine schlechtere Bildqualität als mit einem Zoom erzielt wird.
Mir ist in den meisten Fällen eine optimale Motivgestaltung wichtiger als die ultimative Schärfe eines Fotos. Deshalb bin ich fast immer mit zwei Zooms unterwegs.
Wer Spaß daran hat, sich noch mal mit Schul-Mathe zu beschäftigen: Ich habe die oben beschriebene Situation nachgerechnet. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich die Entfernungen nur abgeschritten bzw. geschätzt habe, stimmen die Ergebnisse der Berechnungen gut mit den Aufnahmedaten überein (f = 140 bzw. 144mm). Man beachte im Übrigen die verschiedenen Definitionen des Bildwinkels!
Aufgabenstellung: Am Prinzipalmarkt in Münster hängt über einem Geschäft die vergoldetet Figur eines Harlekins. In ca. 190m Abstand hiervon erhebt sich der dunkle Turm der Lambertikirche. Der Harlekin soll nun so (im Hochformat) fotografiert werden, dass hinter ihm über die gesamte Breite der Figur die dunkle Turmfassade zu sehen ist (s. Foto und die Skizze auf dem Blatt mit den Berechnungen).
Praktische Lösung: Der Fotograf entfernt sich "im Rückwärtsgang" von dem Harlekin, bis sich dessen Außenseiten mit den Außenseiten des Turms decken. An dieser Stelle wird ein roter Pflock zur Markierung ins Pflaster eingeschlagen . Denn dies ist, unabhängig vom Sensorformat der Kamera und von allen überhaupt verfügbaren Objektiven, der einzige Standort, von dem aus das gewünschte Foto gemacht werden kann.
Nun kommen der Bildwinkel und die Art des Objektivs ins Spiel.
Mit einem Zoom gibt es da keine Probleme: Man dreht so lange am Zoomring, bis der Harlekin formatfüllend im Sucher erscheint. Dies ist hier mit einer MFT-Kamera bei f = 140mm der Fall (zugehöriger Bildwinkel ca. 8,2°).
Bei Verwendung von Festbrennweiten wäre es ein großer Zufall, wenn eines der Objektive hierfür passend wäre. Man muss sich klarmachen, dass der mit dem Pflock markierte Standort nicht verlassen werden darf. Geht man weiter zurück, weil man eine längere Brennweite verwenden will/muss, so wird der Bildwinkel kleiner. Das heißt, dass zwar der Harlekin voll erfasst wird, aber nur ein Teil der Turmbreite. Bei einer kürzeren Brennweite mit größerem Bildwinkel ist der Turm schmaler als der Harlekin. Es bleibt also nichts anderes übrig, als den richtigen Bildwinkel durch ein Objektiv mit kürzerer Brennweite (im vorliegenden Fall z. B. das Samyang 135mm, wenn man es denn hat! Alle anderen MFT-Objektive liegen viel weiter weg von 140mm) und einer anschließenden Ausschnittsvergrößerung herzustellen.
Ausschnittsvergrößerung bedeutet jedoch, dass die Vorteile einer Festbrennweite zum Teil oder ganz aufgehoben werden, oder dass sogar eine schlechtere Bildqualität als mit einem Zoom erzielt wird.
Mir ist in den meisten Fällen eine optimale Motivgestaltung wichtiger als die ultimative Schärfe eines Fotos. Deshalb bin ich fast immer mit zwei Zooms unterwegs.
Wer Spaß daran hat, sich noch mal mit Schul-Mathe zu beschäftigen: Ich habe die oben beschriebene Situation nachgerechnet. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich die Entfernungen nur abgeschritten bzw. geschätzt habe, stimmen die Ergebnisse der Berechnungen gut mit den Aufnahmedaten überein (f = 140 bzw. 144mm). Man beachte im Übrigen die verschiedenen Definitionen des Bildwinkels!