Vor etwa einer Woche habe ich mir das Sigma 20-200 Objektiv zugelegt und gleichwohl ich bis jetzt gar keine Zeit für ausführliche Fototouren damit hatte, möchte ich euch dennoch ein paar erste Impressionen und Einschätzungen mitteilen. Eventuell steht das Objektiv ja auch bei dem Einen oder Anderen auf dem Wunschzettel und es könnte noch hilfreich sein…
Das Sigma stand auch bei mir bei mir ganz weit oben auf dem Wunschzettel, da ich bis jetzt auf Reisen immer noch meine älteren Olympus-Kameras (aus der EM10 - Reihe) in Verbindung mit den Objektiven 9-18mm und 14-150mm genutzt hatte. Das war schlicht der Kompaktheit von MFT geschuldet und ein bisschen auch dem Bedürfnis, nicht die teuren 2.8èr Objektive mit ins Ressort zu schleppen. Das leidige Thema Diebstahlprävention.
Knackpunkt beim MFT-System war aber neben der etwas schlechteren Bildqualität (insbesondere Dynamik-Range an hellen Tagen) auch die Tatsache, dass ich am Ende mit meinen Urlaubs-Set von 2 Kameras und 2 Objektiven gar nicht mal so viel leichter und platzsparender unterwegs war, wie mit einer Vollformatkamera und einem Reisezoom. Bisher gab es für den L-Mount aber nur das 28-200 von Panasonic, und das hatte mir schlicht zu wenig Weitwinkel. Also war das „MFT-Urlaubs-Set“ für mich bis jetzt die einzige brauchbare Reise-Option. Bis jetzt…..
Bei Ankündigung des Sigma 20-200 war ich sofort hellhörig. Erste Testberichte gaben mir keinen Anlass zur Sorge und die Testbilder die im Netz herumgeistern, hatten mich ebenfalls nicht abgeschreckt. Vor 2 Wochen ergab sich dann ein glücklicher Zufall, bei dem ein Rückläufer bei meinem Händler ankam. Da musste ich einfach zuschlagen.
Haptik
Am L-Mount bin ich sonst fast ausschliesslich mit der 2.8èr Reihe von Sigma unterwegs (14.24 / 24-70 / 70-200). Im direkten Vergleich dazu muss ich sagen, dass sich das 20-200 wirklich satt und solide anfühlt. Das Material besteht aus diesem schönen mattschwarzen Composit – Kunsstoff – wie man ihn auch von anderen Sigma C-Objektiven kennt. Zoomring und Fokusring sind sehr angenehm und breit gummiert. Es wackelt und klappert absolut nix. Es geht sogar fast alles ein wenig zu schwergängig. Die GeLi zum Beispiel muss man richtig ordentlich reinpressen bzw. rausdrehen. Ebenfalls kann ich die Tests bestätigen, in denen der relativ grosse Kraftaufwand am Zoomring beanstandet wird. Hierbei ist vor allem das Anfangsmoment sehr gross. Wenn der Zoomring einmal in Bewegung ist, geht es eigentlich. Im Fotoalltag stört es grösstenteils nicht – nur bei der präzisen Einstellung von Brennweiten hat man etwas mehr zu kämpfen. Video-Freunde könnten hier deutlich grössere Einschränkungen haben. Einige Tester sagen aber auch, dass der Zoomring mit der Zeit leichtgängiger wird. Mal schauen. Der Fokusring dreht dagegen richtig smooth – fühlt sich fast mechanisch an.
Handling
Das Handling / die Balance an einer S5 – oder äquivalenten Kamera – ist dagegen ein Traum. Das 24-70 oder auch das nahezu gleichschwere 14-24 sind schon deutlich frontlastiger. Beim 24-70 spürt man zudem auch deutlich mehr die Verschiebung der Balance beim ausfahren des Zooms. Das 20-200 fährt zwar physisch länger aus, die Frontlastigkeit nimmt aber nur unmerklich zu. Somit trägt sich das 20-200 auf Touren, wo man seine Kamera gern auch mal etwas länger in der Hand trägt statt in der Fototasche, wirklich sehr angenehm.
Optische Leistung
Heute war ich einmal bei richtig guten Wetter unterwegs. Mein Eindruck ist: Es ist eine wirklich sehr gute Optik. Ich bin echt wahnsinnig beeindruckt! Die Bildschärfe ist über alle Brennweiten auch in den Extremen – bei Offenblende richtig gut. Flares sind super unter Kontrolle. Gerade heute hatte ich hatte ich sehr viele Bilder gemacht bei direkter Sonneneinstrahlung – man sieht fast keine Flares. Das Bokeh ist auch nicht übel – man muss halt die niedrigeren Blendenwerte im Hinterkopf behalten. Die Freistellung kann nun mal nicht so gut sein wie beim 70-200 / f2.8. Aber in Bezug auf unschöne Doppelstrukturen performt es absolut top! CA`s habe ich auch keine gesehen heute. Zumindest nicht so, dass sie mir direkt ins Auge stechen. Auch die Verzeichnung ist gut. Den einzigen optischen Schwachpunkt sehe ich in der Vignettierung. Besonders bei 20mm. Da wirkt es zum Teil schon fast wie eine Lochkamera
Fazit
Leute was soll ich sagen: Ich bin wirklich komplett begeistert von diesem Objektiv. Meine bisherige Referenz war das Olympus 12-100m dass ich einige Jahre lang nutzte. Ich bin seit heute der Meinung, dass das Sigma 20-200 optisch mindestens gleichwertig ist – und in Verbindung mit einer Vollformat-Kamera am Ende auch die bessere Gesamtbild-Qualität herauskommt. Ich sehe bis auf die Vignettierung einfach keine optischen Schwächen – und gerade die Vignettierung ist aus meiner Sicht die am einfachsten zu korrigierende Schwäche. Aber die Tatsache, dass man mit einem Reisobjektiv ab sofort 20mm mit dabei hat, ist für die Bildgestaltung einfach genial.