Hallo zusammen,
ich bin ja nur noch sehr selten hier im Forum. Nach dem Lesen einiger Antworten in diesem Thread hat es mich aber mal wieder in den Fingern gejuckt etwas zu schreiben wofür ich vielleicht gesteinigt werden. Aber damit kann ich leben.
Matthias konnte wie ich lese von einem Großteil sehr gut geholfen werden. Das ist gut so und somit Zweck erfüllt.
Ein paar Dinge die hier geschrieben wurden sind aber definitiv falsch oder zumindest im Kontext unglücklich formuliert. Wen' s nicht interessiert der kann jetzt hier auflösen zu lesen.
Als erstes David.
Lenno hat geschrieben:Um richtig schöne Freistellungen zu erzielen ist man bei MFT auf lichtstarke Objektive angewiesen.
Objektive mit Blende 1,8 - 1,7 - 1,2 und Brennweite ab 42-45mm sind da gut.
Richtig, die aufgezählten Objektive sind dafür gut geeignet. Der erste Satz ist aber falsch. Hohe Lichtstärke ist hierfür (wie auch von einigen usern u.a. Holger hier geschrieben) nicht erforderlich. Ich habe schon extreme Freistellungen mit dem 100-300er erzielt. Ausschlaggebend für eine Freistellung ist die Brennweite, der Abstand Sensor/Motiv und der Abstand Motiv/Hintergrund. Ganz akribisch betrachtet wäre die Abbildungsgröße und die Pixelgröße. (Selbst einer gekonnten Aufnahme mit 24x36mm Sensor und z.B. einem 1.2/85er kann man in Thumbnailgröße keine Freistellung ansehen.)
Nochmal David. Hier aber mit Augenzwinkern von mir.
Lenno hat geschrieben:Bei denn Zooms ist leider bei 2,8 Schluss. Wenn man wirklich richtig viel Lichtstärke benötigt muss man zu Festbrennweiten greifen.
Ich verwende zwei Zooms mit Lichtstärke f/2.0 an mFT (14-35 und 35-100mm)
Caprinz:
caprinz hat geschrieben:...um eine Person "frei zu stellen" brauchst du einen passenden ruhigen Hintergrund,möglichst monochrom und ohne störende Strukturen.
Die Bilder in diesem Thread zeigen genau auf,wie man es nicht machen sollte.
Eine noch bessere Idee für die Bildgestaltung ist,Locations zu suchen,wo die Person vom Style und ihren Klamotten in die Umgebung hineinpasst.
Zur Freistellung ist kein passender Hintergrund erforderlich. Das ist (für welches Ergebnis auch immer) reine Technik.
Wichtig ist der Hintergrund jedoch zur Bildgestaltung. Zu den Ästen wurde ja schon einiges geschrieben. Störender finde ich persönlich beim zweiten Portrait aber das Bauwerk hinter dem Kopf des Mädchens. Durch den dem Gesicht sehr ähnlichen Tonwert des Bauwerks kann sich dieses nicht optimal vom Hintergrund trennen.
Wie schreibt Andreas Feininger in "Die hohe Schule der Fotografie"
"FORMEN von klarem Schnitt, interessant und kühn."
oder
"UMRISSLINIEN, die typisch für das Objekt sind, kräftig oder ungewöhnlich; klare Silhouetten."
Das ist bei diesem Bild leider nicht der Fall.
Caprinz:
caprinz hat geschrieben:...Eine noch bessere Idee für die Bildgestaltung ist,Locations zu suchen,wo die Person vom Style und ihren Klamotten in die Umgebung hineinpasst.
Da sieht man mal wieder, dass es sich hierbei um Geschmack handelt. Ich persönlich finde Dein von Dir eingestelltes Beispielbild welches ich hier nicht verlinken möchte vom Style/Umgebung nicht sehr passend.
Nochmal David:
Lenno hat geschrieben:
Die Bilder sollen vor allem zeigen, wie die Hintergrundschärfe des Olympus m.Zuiko45mm/f=1,8 in Relation zur Person aussieht.
Und zwar ungeschönt.
Was heißt hier ungeschönt?
Lenno hat geschrieben:Kinder sind keine TFP Modells die sich stundenlang strietzen lassen - man muss sie da aufnehmen wo sie gerade sind.
Und Erwachsene sind da keinen deut besser.
Die Bilder zeigen also zu 99,9% die Situation die man im Hobby Fotografen Alltag haben wird.
Hinsichtlich Darstellung der Freistellung gebe ich Dir recht. Hinsichtlich Situation als solche (und davon schreibst Du ja) nicht, denn der zeitliche Aufwand der hinter dieser Aufnahme steht ist genauso groß wie der bei Caprinz Aufnahme. 99,9% der hier anwesenden Fotografen stellen weder eine Softbox für ihre Speedlights auf noch müssen sie das Licht einmessen.
Herausgekommen ist aber ein gut belichtetes Portrait mit Hintergrund der wieder vom Geschmack abhängt.
Lenno hat geschrieben:Wem eine richtig schöne Freistellung sehr wichtig ist wird hier zu einer Kamera mit Kleinbildsensorgröße greifen,
wie es dann Berufsfotografen tun, denn mit MFT gelingt das eben nur mit sehr viel Aufwand und sehr lichtstarken meist teuren Objektiven.
Richtig. Mit Vollformat kann man bei passender Objektivwahl mehr als mit mFT Freistellen. (Mehr dazu weiter untern) Warum das aber nur Berufsfotografen tun sollten ist mir nicht einleuchtend.
Caprinz:
caprinz hat geschrieben:
Je größer der Sensor,desto geringer die Schärfentiefe.
Als Extrembeispiel kann man Kleinbild mit 1,0/50mm oder 1,2/85mm anführen.
Der erste Satz stimmt nicht so ganz. Das A und O sind die Objektive. Am Sensor liegt die Freistellung nämlich nicht.
Die Schärfentiefe ist nur eine Funktion der Brennweite, des Aufnahmeabstands und der Blende.
Also wird anders ein Schuh draus.
Beispiel mFT/KB. Durch den kleineren mFT-Sensor gegenüber KB muss für den entsprechenden Aufnahmemaßstabs an einer mFT-Kamera eine um Faktor 2 kleinere Brennweite gewählt werden.
=> Faktor 2 höhere Schärfentiefe oder andere herum Faktor 2 geringere Freistellung.
Zu dem von Dir eingestellten Portrait.
Ich schreibe hierzu etwas, da Du dem Betrachter erklärst:
caprinz hat geschrieben:Sie sitzt in einer Bar an der Theke,etwas gedankenverloren,und der Hintergrund ist ein dunkelblauer Wandteppich.
Ich kenne mich etwas mit Licht aus. An eine Bar habe ich beim Betrachten nicht gedacht. Mir sind Bars mit konstanter Farbtemperatur und derart weichem Licht nicht bekannt. (Mir kam Shining die „Bar Szene“ in den Hinterkopf; weiches Licht durch große Lichtquellen, mit den Hauptlichtquellen von unten) Ich denke bei Dir aber eher an eine Bar mit Studioblitzanlage.
Weshalb:
Das Licht ist extrem weich (supersofter Schatten, teilweise sogar gar nicht mehr vorhanden) Es muss sich also um einen relativ gesehen sehr große Lichtquelle handeln.
Entweder sehr groß und weiter entfernt oder kleiner und näher. Gegen kleiner und näher spricht, dass der Lichtwertabfall über dem Gesicht sehr gering ist. (Anders als z.B. bei Shining)
=> Also bleibt die größere und weiter entfernte Lichtquelle übrig. Als Faustformel Abstand = Durchmesser. Du schreibst (vielleicht auch etwas unglücklich formulierst) nur von Bar und nicht von einer von Dir eingesetzten Lichtquelle, dann müsste es sich um ein Fenster mit 5500°K handeln.
Von mir mal geschätzt 5m Abstand, da man sich sonst nicht mehr bewegen könnte. Also 5m großes Fenster in einer Bar.
Da wird kein Schuh draus. Also bleibt meine Annahme, dass das Bild extrem bearbeitet wurde. Fast alle Schatten wurden nachträglich aufgehellt und am Gesicht rumoperiert. (Siehe ihr linker Mundwinkel, die unterschiedlichen Catch Lights)
BTW. Was ich mir als Sting Fan schon länger ansehen muss.
Wenn schon Zitat, dann richtig:
Nicht "because", sondern "If", "I hope" oder "Is that". Das macht einen anderen Sinn.
Viele Grüße
Andreas