Farbmanagement

Alles rund um Hard- und Software, die man zur Bildbearbeitung benötigt.
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ahinterl
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Farbmanagement

Beitrag von ahinterl » Montag 24. Oktober 2011, 15:35

Ich habe einige Fragen zum Farbmanagement und bitte alle, die hier Bescheid wissen, mich zu berichtigen und ihren Kommentar abzugeben.


Mein Verständnis (derzeit) ist, dass Kameras wie meine G3 in bestimmten Situationen mehr Farben erfassen können, als die meisten gängigen Farbräume in der Lage sind, abzubilden (scheint teilweise auch für Pro Photo RGB so zu sein). Das würde heißen: Egal was ich tue, in bestimmten Fällen ist die Kamera besser als jedes Anzeige- und Ausgabemedium - ist das korrekt?

Jetzt ein konkreter Fall: Angenommen, ich habe eine Raw Datei mit meiner G3 geknipst und möchte jetzt mit Adobe Camera Raw 6.5 nachbearbeiten. Um das tun zu können, muss Camera Raw zuerst einmal mitgeteilt werden, in welchen Farbraum die Originaldaten der Raw-Datei "gepresst" werden sollen. Ich vermute mal, dass bei diesem Schritt mal mehr, mal weniger Farben abgeschnitten werden (clipping).

Damit das Foto in Camera Raw dann überhaupt am Bildschirm dargestellt werden kann (und nicht nur eine weiße Fläche sichtbar ist), muss der Farbraum, den Camera Raw intern zum Arbeiten verwendet, an den des Bildschirms angepasst und umgerechnet werden. Meines Wissens erledigt das das Farbmanagement des Betriebssystems, in meinem Fall Windows 7.

Gute Bildschirme decken annähernd den Adobe RGB Farbraum ab. Würde ich also in Camera Raw den Farbraum Adobe RGB als Arbeits-Farbraum wählen, und hätte ich einen Adobe RGB-fähigen Bildschirm, würde ich bis auf wenige Prozent Abweichung genau das sehen, was ich in Camera Raw auch tatsächlich bearbeite.

Anders sieht das aus, wenn ich zwar in Camera Raw Adobe RGB als Farbraum gewählt habe, aber einen Bildschirm verwende, der nur sRGB kann. In diesem Fall müsste das Windows Farbmanagement den größeren auf den kleineren Farbraum umrechnen, unter Verwendung des wählbaren "rendering intents". Dabei fallen Farbinformationen weg oder werden verfälscht.

An diesem Punkt stellt sich für mich die Frage, welchen Sinn es macht, in Camera Raw Farbräume mit großem Farbumfang (in einem Photoshop CS5 Machwerk habe ich heute gelesen, man solle als Fotograf bei Raw Dateien grundsätzlich in Pro Photo RGB arbeiten) einzustellen, wo doch kein Bildschirm 100%-ig in der Lage ist, all diese Farben auch darstellen zu können. Was bitte bearbeite ich denn dann am Bildschirm, wenn mir eine gehörige Portion der Farben gar nicht angezeigt wird?

Beim Drucken des Fotos soll das Ergebnis dann so gut wie möglich dem entsprechen, was am Bildschirm angezeigt wird. Die Ausdrucke sind aber abhängig von der Art des Druckers und der Tinte sowie dem verwendeten Papier. Für einige Drucker-/Papier-Kombinationen gibt es deshalb eigene ICC Farbprofile, die (einigermaßen?) gewährleisten, dass vorhersehbare Druckergebnisse erzeugt werden können. Ausdrucke, die der Bildschirmanzeige entsprechen, sind nur dann möglich, wenn alle Farbräume bis hin zum Drucker entsprechend erfolgreich umgerechnet werden können.

Aus meiner Erfahrung und Praxis muss ich sagen, dass ich weder einen kalibrierten wide gamut Bildschirm noch einen Profi-Tintenstrahldrucker mit adaptiertem Papier und zughörigem Farbprofil besitze. Damit unterscheiden sich hinsichtlich Farbe a) die Originaldaten des Fotos, b) das, was ich am Bildschirm angezeigt bekomme, und c) das, was ich dann am Papier in Händen halte. Teilweise sind die Unterschiede zwischen Bildschirm und Drucker recht groß.

Ich gehe mal davon aus, dass mein Fall keine Ausnahme ist und nur Wenige teure Bildschirme und teure Tintenstrahler mit mehr als fünf bis sechs Tintentanks zu Hause rumstehen haben - und dann auch noch Papier verwenden, bei dem der Hersteller Farbprofile für bestimmte Drucker bzw. Drucktinten liefert.

Wenn nicht gedruckt wird, sondern die Fotos lediglich auf Bildschirmen, TVs u.dgl. angezeigt werden sollen, ändert das auch nichts am Grundproblem der Farbtreue, weil unterschiedliche Bildschirme natürlich auch unterschiedliche Ergebnisse anzeigen.

Für mich persönlich sehe ich einen Ausweg darin, meinen Bildschirm so zu verstellen, dass er annähernd das zeigt, was mein Drucker auch druckt...

Andreas
Andreas

Lenno

Re: Farbmanagement

Beitrag von Lenno » Montag 24. Oktober 2011, 15:53

Das Problem kenne ich, das etwas anderes ausgedruckt wird als man auf dem Bildschirm sieht.
Die Lösung war für mich, ein Monitorkalibriergerät zu kaufen. Der zweite Schritt wäre dann auch
ein Kalibriergerät zu kaufen das auch den Drucker kalibriert. Bei mir war bei meinem Monitorkalibriergerät eine Softwareseitige Lösung dabei, um auch den Drucker zu kalibrieren, das ist zwar mehr oder weniger Pi mal Auge, reicht aber für meine Verhältnisse völlig aus. Ich bekomme nun gute Druckergebnisse, noch besser geht's nur mit Monitor plus Druckerkalibration.
Da ich sehe das du dich auch damit auskennst und dich damit beschäftigt hast, und ein dementsprechendes Ergebnis wünscht, würde ich dir aufjedenfall empfehlen den RGB Farbraum zu verwenden, auch wenn jetzt vielleicht nicht unbedingt alle Farben am Monitor dargestellt bekommst. Wichtig ist nur das du deinen gesamten Workflow auf ein und den selben Farbraum abstimmst. Beschnitt hast du nachher sowieso da RGB der größere Farbraum als CMYK (deine Druckerpatronen) ist.
Etwas ganz interessantes hierzu kannst du hier auf diese Webseite einsehen: Dort kannst du Farbprofile miteinander vergleichen, kannst z.B mal dein Druckerprofil mit dem Farbprofil deiner Kamera vergleichen usw. (ES muss ein Plugin installiert werden, steht aber alles auf der Webseite)
http://www.iccview.de/

Aufjedenfall erstmal den Monitor kalibrieren, das ist schonmal die halbe Miete ....

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Dietmar
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Re: Farbmanagement

Beitrag von Dietmar » Montag 24. Oktober 2011, 16:32

Kann zwar fotografieren, aber die schöneren Bilder machen die anderen!
TZ8, IrfanView und das mit Begeisterung!

Lithographin

Re: Farbmanagement

Beitrag von Lithographin » Montag 24. Oktober 2011, 18:14

Hallo ahinterl !

Was Du angesprochen hast ist grundsätzlich technisch lösbar, 2 Links hast Du ja schon.
Das eigentliche Problem ist nicht ob es geht, sondern was das kostet.

Vorschicken möchte ich, daß ich aus dem Druckereigewerbe komme, ich habe dort Lithograph gelernt und mich mit Farbkorrektur für den Flachdruck beschäftigt.

Daher kann ich Dir sagen das ein durchgehendes Colormanagement, Monitor, Drucker, eventuell auch Scanner richtig fett teuer ist, und aufwändig, da man, um nur ein Beispiel zu nennen, immer die selben Lichtverhältnisse im Raum haben sollte, der Monitor mindestens 30 Minuten laufen sollte bevor er kalibriert wird und die Kalibrierung bei ALLEN Geräten alle 4 Wochen wiederholen sollte.

Das kann man als Privatperson eigentlich nicht machen.

Ich habe meinen Monitor ohne Gerät recht neutral eingestellt und dann beim Drucker so lange probiert bis ich ein "annähernd" gleiche Ergebnis hatte.
Du darfst ja auch nicht vergessen, daß der Monitor beleuchtet ist, das Druckerpapier aber nicht.
Ich kann Dir nur den Tip geben es händisch so einzustellen das es "richtig" wirkt beim Ausdruck. Ich habe mal vor Jahren angefangen hardwaremäßig zu kalibrieren. Dann habe ich es wie im Druck durchgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß ich das geldmäßig nie durchstehe.

Versuche einfach das der Monitor und der Druck natürlich aussehen, wie es war, daß spart Nerven und Geld.

Schönen Abend noch, Cristina

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annatolli
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Re: Farbmanagement

Beitrag von annatolli » Montag 24. Oktober 2011, 19:05

@ dietmar, super link, danke.
@lithograph, gib voll und ganz recht, für privat die sinnvollste lösung.
TZ10
Lumix UW-Gehäuse für TZ10
GH2 / GH4
7-14 / 12-35 / 14-42 / 14-140
Nauticam UW-Gehäuse für GH2
CS5, LR4
Videoschnitt EDIUS 6 + 7

http://www.youtube.com/user/annatolli" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Schau rein und geniesse

thomas-maier
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Re: Farbmanagement

Beitrag von thomas-maier » Dienstag 25. Oktober 2011, 07:16

Hallo Ahinterl,

Hier findest du auch noch Infos zum Farbmanagement. Dies ist die offizelle Webseite des internationalen Color Consortium.
http://www.color.org
Leider auf Englisch, aber mit sehr vielen Tipps und Infos. Vor allem die Beschreibung zum ICC 4 Standard kann ich dir ans Herz legen.


Auch eine sehr gute Seite findest du hier:
http://www.drucker-kalibrieren.com
Hier kannst du dir für deinen Drucker und jedes Papier ein ICC-Profil erstellen lassen. Ich erstelle meine Druckerprofile immer auf diesen Weg, und muss sagen es klappt sehr gut.

Sehr gute Infos findest du auch beim Monitorhersteller Quato. Die Haben das Thema Farbmanagement sehr gut aufgearbeitet und stellen sehr viele Infos zur Verfügung:
http://faq.quato.de/index.php?sid=7822& ... how&cat=37

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Re: Farbmanagement

Beitrag von ahinterl » Dienstag 25. Oktober 2011, 07:51

Danke an alle für Ihre Unterstützung! Ich werde die Links mal durchlesen, mal sehen, wie ich weiterkomme ;)

Andreas
Andreas

Gonzo

Re: Farbmanagement

Beitrag von Gonzo » Dienstag 25. Oktober 2011, 19:59

thomas-maier hat geschrieben:Hallo Ahinterl,

Hier findest du auch noch Infos zum Farbmanagement. Dies ist die offizelle Webseite des internationalen Color Consortium.
http://www.color.org
Leider auf Englisch, aber mit sehr vielen Tipps und Infos. Vor allem die Beschreibung zum ICC 4 Standard kann ich dir ans Herz legen.


Auch eine sehr gute Seite findest du hier:
http://www.drucker-kalibrieren.com
Hier kannst du dir für deinen Drucker und jedes Papier ein ICC-Profil erstellen lassen. Ich erstelle meine Druckerprofile immer auf diesen Weg, und muss sagen es klappt sehr gut.

Sehr gute Infos findest du auch beim Monitorhersteller Quato. Die Haben das Thema Farbmanagement sehr gut aufgearbeitet und stellen sehr viele Infos zur Verfügung:
http://faq.quato.de/index.php?sid=7822& ... how&cat=37
Hallo Thomas,

danke für die Links!!
Und herzlich willkommen im Forum!

Grüße
Jörg

WinSoft

Re: Farbmanagement

Beitrag von WinSoft » Samstag 3. Dezember 2011, 22:50

Das A und O einigermaßen farbverbindlicher Ausdrucke sind:
- Kalibrierter und profilierter Grafikmonítor mit möglichst großem Farbraum
- Profilierter Foto-Drucker
- Farbmanagementfähige Software (Photoshop)
- Durchgängig (!!!) größtmöglicher Arbeitsfarbraum in allen Arbeitsschritten

Ich wähle mit meinen Kamerasystemen nur RAW, entwickle diese Dateien im RAW-Konverter von Photoshop CS5 und weise ihnen den Farbraum ProPhotoRGB zu.
Damit habe ich auf dem kalibrierten und profilierten 100% AdobeRGB-Grafik-Monitor EIZO CG221 eine gute Ausgangsbasis. Hardwarekalibriert und profiliert mit DTP94 und Software von basICColor.
Nach Bearbeitung und Überprüfung in der Proof-Ansicht kommt das Resultat auf den profilierten EPSON 3880 PRO mit einem individuellen ICC-Profil vom Dienstleister.
Dann habe ich unter nahezu Normlicht D65 praktisch keine Farbweichungen zwischen Monitorbild und Ausdruck.
Mehr kann ich nicht wollen und erwarten.
Wenn dann der Kunde noch einen guten Grafiker und eine sehr gute Druckerei findet und die A1-Großdrucke mit meinen Bildschirm und Ausdrucken übereinstimmen, dann bin ich "glücklich"... :)

Das hört sich furchtbar aufwändig und kompliziert an, ist es aber nicht! Einmal als Arbeitsablauf (neudeutsch "Workflow") eingerichtet, läuft die Sache fast automatisch und mit gleichbleibend guten Ergebnissen ab. Selbst umfangreichere Aufträge sind dann in überschaubaren Zeiträumen zufriedenstellend zu schaffen. Ich muss mich fast nie mehr um die Hardware kümmern.

Wer noch ein Übriges schon bei der Aufnahme tun will, macht den lokalen Weißabgleich mit der ExpoDisk und fotografiert für eine Probeaufnahme den x-rite Colorchecker Passport mit. So hat man einerseits einen guten Weißabgleich und andererseits ein Kameraprofil für die Aufnahmesituation. Das erleichtert die Nachbearbeitung ganz ungemein. Ich muss dann fast nichts mehr zusätzlich machen...

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