Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

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woher
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Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von woher » Donnerstag 29. September 2011, 20:14

Aus der Diskussion in einem anderen Forum und auch aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass die Meinungen über Bildbearbeitung weit auseinander gehen. Meine Meinung dazu, die ich hiermit ausdrücklich zur Diskussion stelle, ist folgende:


Als ich vor über 40 Jahren mit fotografieren anfing, habe ich schon gelernt, dass Fotografie eine subjektive Form der Abbildung ist. Und wenn wir Teleobjektive und Fisheyes einsetzen zur Erzielung eines speziellen Bildeindrucks, dann bewegen wir uns ja schon ganz bewusst weg von der "objektiven" Wiedergabe.

Zu analogen Zeiten hatte man als Otto Normalknipser nicht sehr viele Möglichkeiten, nach dem Abdrücken Bilder zu manipulieren oder zu optimieren. Viele Bilder sahen dann auch so aus. Und aus dieser Zeit haben sich Vorbehalte gegen (digitale) Nachbearbeitung auch in das 21. Jahrhundert herübergerettet. Das kann jeder für sich halten wie er will.

Natürlich sollte man sich bemühen, schon bei der Aufnahme gute Bilder zu machen. Aber für mich ist jedes Foto ein subjektives Abbild meiner Umgebung, daher habe ich auch wenig Hemmungen einzugreifen. Ansonsten müsste ich genau genommen die RAW-Bilder ohne jeden Eingriff, also auch ohne Nachschärfen und Beeinflussung des Weißabgleichs zum absoluten Credo erheben. Und wer macht das schon?
Wolfgang


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Rehbergturm
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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Rehbergturm » Donnerstag 29. September 2011, 21:11

Also das ist ein Thema, das mich auch schon länger umtreibt.
Eigentlich ist alles Illusion, aber mehr als früher in der Dunkelkammer mache ich heute in LR auch nicht, ich finde die ganze Photoshopbearbeiterei eigentlich nicht gut
gruß Lothar

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woher
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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von woher » Donnerstag 29. September 2011, 21:37

Rehbergturm hat geschrieben:Eigentlich ist alles Illusion, aber mehr als früher in der Dunkelkammer mache ich heute in LR auch nicht, ich finde die ganze Photoshopbearbeiterei eigentlich nicht gut
gruß Lothar
Da sind wir doch genau am Punkt. Wo fängt eigentlich die (unzulässige) Bearbeitung an? Bei der Kamerainternen Aufbereitung der Jpegs (Stichwort: Scenemodus)? Beim Entfernen von lästigen Telefonleitungen in Photoshop? Bei HDR-Bildern?

Das Problem wird sein, dass jeder seine eigene Wahrheit hat. Das ist solange kein Problem, solange er die "Wahrheit" der anderen gelten lässt. Aber wer kann das heute noch? Da wird ein Bild in ein Forum zur Diskussion eingestellt, und man erhält so Kommentare wie "das kann ja nur bearbeitet sein :roll: ".

Ich bin gespannt, was wir noch lesen....
Zuletzt geändert von woher am Freitag 30. September 2011, 13:47, insgesamt 1-mal geändert.
Wolfgang


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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Björn » Donnerstag 29. September 2011, 21:46

Ich für meinen Teil bin nun noch nicht so lange bei der Fotographie dabei. Klar hab ich als kleiner Bub auch mal mit Papas analoger Knippse zu tun gehabt. Die Bilder wurden aber immer im Labor entwickelt. Als Otto-Normal-Knippser hat man das ja immer so gemacht. Entweder die Bilder sind was geworden oder eben nicht.

Später, als Erwachsener eben, kam dann die erste Digitale. Damals natürlich eine Kompakte. Zu hochwertiger Fototechnik hatte ich bis dato überhaupt keinen Bezug und schon gar nicht das Geld für solche. Die Bilder wurden eigentlich immer so belassen, wie die Kamera sie auf die Karte gebracht hat. Bildbearbeitung? Was ist das?

Ganz ehrlich hab ich mit der Bildbearbeitung erst angefangen, als ich die FZ100 in der Hand hielt und mit RAW in Berührung kam. Ich betrachte die nachträgliche Bearbeitung mittlerweile als elementaren Bestandteil meines Fotoschaffens. Dabei versuche ich aber möglichst natürliche Ergebnisse zu erzielen. Bei so manchem Motiv spiele ich aber auch mal mit den Reglern. Schliesslich betreiben wir hier eine Kunstform und da sollte auch ein wenig Expressionismus erlaubt sein. :D
Freundliche Grüße und immer gutes Licht! ;)

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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Dietmar » Donnerstag 29. September 2011, 22:21

Das ist ein interessantes Thema.
Muß sagen, ohne Bildbearbeitung ist die heutige Digitalfotografie nicht mehr denkbar. Ein Titelbild einer Illustrierten mit einem Mädchenportrait ist von den Profis so bearbeitet, dass sich das Model wahrscheinlich selbst nicht mehr wiedererkennt.

Total verfremdete Bilder haben meiner Meinung mit Fotografie nichts mehr zu tun.

Aber ich bin kein Profi und nicht mit allen Finessen der teuren Bildbearbeitungsprogramme vertraut. Aber womit ich zuerst spiele, das ist der Ausschnitt. Es ist erstaunlich, was man mit diesem einfachen Gestaltungselement schon erreichen kann.

Meine Frau als Aquarellmalerin, schaut sehr skeptisch auf Fotografien als Kunstwerk. Aber auch sie benutzt für ihre Bilder ein Passepartout und einen entspechenden Rahmen, die die Bilder richtig zur Geltung kommen lassen.

Aber jeder nach seinem Geschmack.
Und über Geschmack ist es müßig zu streiten.

Grüße
Dietmar
Kann zwar fotografieren, aber die schöneren Bilder machen die anderen!
TZ8, IrfanView und das mit Begeisterung!

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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Binärius » Freitag 30. September 2011, 07:52

Als ich etwa so vor 35 Jahren meine Bilder in der Dunkelkammer entwickelt habe,
kamen bei mir auch schon spezielle Chemikalien zum Einsatz mit denen man einen Sepia-Farbton erreichen konnte.
Es wurde mit den unterschiedlichsten Filmen, Entwicklern und Härtegraden des Fotopapiers experimentiert.
Es wurde partiell nachbelichtet und "abgewedelt" was das Zeug hielt und Vignetten und Dergleichen konnte man auch früher schon erzeugen.
Gerne wurde auch etwas Fett auf dem Skylightfilter vor der Aufnahme verrieben oder er wurde wenn es kalt genug war
einfach mal angehaucht um einen weichen, verträumten Effekt zu erzielen.
Verlauffilter wurden in allen erdenklichen Farben verwendet und Sterngitter-Filter, 5-fach-Prismen und Softspot durften auch nicht fehlen.
Was ich damit sagen wollte, ist nur das wir damals auch schon sehr starke realitätsverändernde Eingriffe vorgenommen haben.
Heute ist Photoshop meine "Dunkelkammer"... und ich liebe das!
Gruß Binärius aka Jens

Lumix FZ38 || Lumix G81 || Lumix G Vario 12-32mm || Lumix G Vario 45-150mm || Sigma 2.8/30/60mm ||
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Lithographin

Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Lithographin » Freitag 30. September 2011, 12:51

Ein durchaus interessantes Thema das zum philosophieren anregt, Grundsatzdiskussionen vom Zaun bricht, Welten, Ansichten trennt, vereint, um dann doch in der digitalen Bilderflut unterzugehen.

Ich habe Lithograph gelernt und bin da das erste Mal mit Bildmanipulation in Kontakt gekommen. Alte Häuser wurden neu, Straßen verschwanden, aus dem Stein-, wurde ein Sandstrand. Da habe ich gelernt einem Prospekt / Bild nicht zu trauen.

Ich habe immer schon, mit Pausen meine SW Filme selber entwickelt, manchmal auch Abzüge angefertigt, normal habe ich eigentlich mit Diafilm gearbeitet,. Was hat man manipuliert? Die Cokin Filter waren in, viele hat hat man gehabt, wenige habe ich benutzt. Mal etwas Handcreme auf den Filterrand, ein Grauverlaufsfilter, ein Orangefilter für SW, ein Pol für die Dias, das war es dann auch schon wieder.

Erste Kontaktaufnahme mit der digitalen Bilderwelt.
Bilderflut, Frust, Wertlosigkeit. Kostet ja nichts mehr. Die Kamera hat man, das Bild kann kostenlos betrachtet werden. Ich habe es anfangs nicht bemerkt, aber den Kontakt zu meinen Bildern vollkommen verloren. Egal was für einen Mist man baut, es gibt ja Photoshop, oder irgend ein anderes, vergleichbares Programm.
Meine Orientieren war weg, ich habe Bilddateien produziert und machte immer weiter, ohne zu wissen warum.

Man konnte alles machen, nichts war unmöglich, Verfremdung bis zum Exzess, Millionen von Bildern im Netz, HDR - möglich machen was ich persönlich nicht brauche. Immer neue Möglichkeiten, Herausforderungen, Techniken, Kameras, Programme.
Mein Rechner schaffte es nicht mehr, austauschen, neue, neue, neue, neue.........

Irgend wann bin ich dann, bildlich gesprochen, rechts ran, ausgestiegen und habe mal eine geraucht.
Die Konsequenz: D200 Ausrüstung verkauft, ein halbes Jahr nur noch analog gearbeitet, langsam wieder gelernt das Bild zu machen bevor ich auslöse.
Ausschnitt, Belichtungszeit - Korrektur und Blende. Wieder nein zu sagen, weniger Bilder, weniger Ausschuss. Dem Bild wieder Bedeutung geben, sich Zeit nehmen bei der Aufnahme und bei der Betrachtung.

Jetzt mit meiner FZ100 fange ich langsam wieder an digital zu arbeiten, aber analog zu kontrollieren. Etwas langsamer, etwas weniger, aber bewusster. Sie ist handlich, hat einen Sucher, durch den Monitor brauche ich mich nicht mehr so zu bücken, die Bildqualität ist besser als viele annehmen und leicht. Ich habe sie fast immer dabei, setze sie aber sehr bewußt ein,

Ich unterscheide jetzt sehr genau zwischen Bildbearbeitung im RAW-Konverter und Photoshop. Den RAW-Konverter setze ich so ein wie ich das Bild bei der Aufnahme haben wollte, sehr sparsam, versuche eigentlich alles schon bei der Aufnahme hinzubekommen.

Photoshop verwende ich nur wenn ich z.B. eine SW-Umwandlung mit Kanälen oder im Lab-Modus durchzuführen, weil ich das so in Lightroom nicht hinbekomme.

In dem Moment wo ich die Aufnahme mache stilisiere ich. Durch den Aufnahmestandort, den Ausschnitt und Einstellungen, ist somit nie objektiv, sondern ganz subjektiv bearbeitet meine eigene Aufnahme.
Bildbearbeitung um die Aufnahme herzustellen die ich dem Auslösen machen wollte ist ok für mich.
Bildverfremdung bis zum Exzess um der technischen Möglichkeiten Willen ist nicht mein Ding, gefällt mir auch nur in sehr wenigen Ausnahmefällen.

Weniger ist für mich eindeutig mehr.
Aber das wichtigste für mich ist, ich nehme mich nicht all zu ernst und versuche meinen Weg in der Photographie zu finden und die Bildbearbeitung sehe ich eher als Werkzeug das ich sehr sparsam einsetze, zumindest versuche ich es.

Cristina

Lenno

Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Lenno » Freitag 30. September 2011, 13:12

Hei gutes Thema hast du da angestoßen.

Bildbearbeitung ist immer auch persönlicher Geschmack, und Geschmäcker sind nun mal verschieden...
Auch hat jeder eine ganz andere Wahrnehmung von den Dingen die da so fotografiert werden können.

Mir ist nur eins aufgefallen .... ich habe da neulich mir die Mühe gemacht meine ganzen alten Dias einzuscannen,
mir ist dabei folgendes aufgefallen:

Zuerst mal war da ein "Woooow" Effekt als ich die mir mal wieder angesehen habe. Einfach tolle Bilder.
Wie war das denn früher, beim Dia fotografieren wußte man, ich muß ein gutes Bild machen sonst ist es über- oder unterbelichtet und somit höchstwahrscheinlich unbrauchbar. Man wußte man hat nur diesen einen Versuch.
Hat man sich also damals mehr Zeit gelassen um ein gutes ich mein ein wirklich gutes Bild zu machen?

Ich beobachte bei mir selber, das ich heute mit der digitalen ganz anders fotografiere als früher, einfach mal drauf losknipsen, was
schlecht ist kann ich ja löschen, (kostet ja keinen Diafilm) bzw. was missraten ist kann ja nachbearbeitet werden. Und nun kommen wir
zu dem Punkt den du angesprochen hast mit der Bildbearbeitung.

Also ich für mich selber habe dabei endeckt das man mit den ganzen Möglichkeiten die man heute hat, auch ein Bild quasi "kaputt" entwickeln
kann. Indem man viel zu viel dran manipuliert. Wo sind die schönen Bilder von damals, die vielleicht aus heutiger Sicht zu hell, zu dunkel, zu flau
oder sonstwas sind, die aber als Dias eben nun mal so rauskamen, und nun mal so sind wie sie sind, und dadurch ihren ganz eigenen Reiz hatten und
immer noch hatten.

Durch dieses Erlebnis mit meinen alten Dias, habe ich mir vorgenommen wieder etwas mehr so zu fotografieren wie früher und dann das digitalisierte
Bild dann auch weitgehend's so zu belassen.

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ruebos
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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von ruebos » Freitag 30. September 2011, 13:19

Ich finde, wenn eine Fotografie überwiegend dokumentarischen Wert hat, sollte sich die Bildbearbeitung nur auf das Ausmerzen bildtechnischer Mängel begrenzen: Ausschnittskorrektur, Ausgleich Über-/Unterbelichtung, Farbkorrektur bei Fehlfarben, Nachschärfen, Kontrastanhebung, usw.
Bildretuschen, wie das Hinzufügen oder Entfernen von (störenden) Bildelementen sind für mich bei dieser Bildkategorie "nicht erlaubt".

Aber bei hauptsächlich künstlerischen Fotografien sollte doch alles erlaubt sein, - das macht ja oft geradezu das künstlerische aus!
Gruß Joachim

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Lithographin

Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Lithographin » Freitag 30. September 2011, 14:40

Hallo ruebos !

Die Sache hat, wohlgemerkt, meines Erachtens aber einen Hacken. Extrem viele knipsen einfach drauf los nach dem Motto: "Die eigentliche Arbeit mache ich am Computer".
Will sagen, es hat auch im analogen Zeitalter sehr schöne Beispiele künstlerische Photographie gegeben, und die Aufnahmen wurden in erster Linie in der Kamera gemacht.
Jetzt scheint sehr oft die Aufnahme an sich nicht wichtig zu sein, da macht man schon was draus.......... :shock:

Klar, das sieht jeder anders, aber wenn ich mir so Bilder eines Andreas Feininger, um nur ein Beispiel zu nennen, ansehe frage ich mich immer was es ausmacht, so ein Bild zu machen. Ich denke es ist der Photograph, der das Bild vor seinem geisten Auge bereits entwickelt bevor er auslöst.

Und künstlerisch wird ein Bild auch nicht wenn ich dazu ein Programm brauche. Erlaubt ist mit Sicherheit alles, fast alles, mit Kunst hat es deswegen noch lange nichts zu tun, höchsten mit können, ich kann es (mit meinem Programm) also tue ich es. Warum? Wahrscheinlich eine müßige Frage im digitalen Zeitalter des ungebremsten Bilderkonsumes.

Aber seien wir froh das jeder anders arbeitet und denkt. ;)

Cristina

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ruebos
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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von ruebos » Freitag 30. September 2011, 15:48

Hallo Cristina,

natürlich es ist die "Hohe Kunst der Fotografie", möglichst viel bereits bei der Aufnahme zu berücksichtigen, egal ob dokumentarischer oder rein künstlerischer Ansatz. Das ist ja das faszinierende bei den guten Fotografen der alten Schule (Feininger, Adams ...).

Aber heutzutage hat sich mit, bzw. dank der Digitalfotografie auch für weniger genial begabte Fotografen eine "zweite Chance" der digitalen Nachbearbeitung aufgetan (die viele allerdings allzu oft nutzen müssen).
Es ist natürlich völlig richtig bereits beim Aufnehmen eine Vorstellung vom erwünschten Bild zu haben, vielleicht am besten sogar als "Projekt", - und nicht einfach wild drauflos knipsen und hinterher dann ein wenig herumbasteln :mrgreen: da kommt selten was gutes dabei heraus.

Aber allzu puristisch sollte man das nicht sehen. Es wurde ja schon erwähnt, dass bereits die Brennweite, das Filmmaterial u.v.a. das Bild subjektiv wirken lassen.
Manchmal ist es allerdings auch aufregend mit einem beliebigen Foto "alles mögliche" anzustellen, es total zu entfremden. Spielerisch entstehen da oft verblüffende Ergebnisse.
Gruß Joachim

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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Björn » Freitag 30. September 2011, 17:01

Lithograph hat geschrieben:...Und künstlerisch wird ein Bild auch nicht wenn ich dazu ein Programm brauche. Erlaubt ist mit Sicherheit alles, fast alles, mit Kunst hat es deswegen noch lange nichts zu tun, höchsten mit können, ich kann es (mit meinem Programm) also tue ich es. ...
Dieser Äußerung muss ich entschieden widersprechen. Jemandem künstlerische Fertigkeiten abzusprechen, nur weil er ein spezielles technisches Hilfsmittel benutzt, in diesem Fall eine Bildbearbeitungssoftware auf einem Computer, ist in meinen Augen ignorant.

Ich möchte diese Meinung mit einigen möglicherweise überspitzten Beispielen verdeutlichen:

Viele von uns mögen Musik. Jeder Musiker darf sich heutzutage Künstler nennen. Nach Deiner Äußerung müsste ich jetzt jedem Musiker, der ein Instrument benutzt, womöglich noch ein elektrisches, den Künstlerstatus aberkennen. Ausschliesslich akapella oder reiner Gesang sind demnach berechtigt, als Kunstform zu gelten, denn hier machen die Künstler alles aus eigener Kraft. Allerdings dürften sie dann auch keine Mikrophone benutzen, weil sie ja damit auch wieder das Ergebnis verfälschen... ;)

Viele von uns mögen Sport. Es gibt zig verschiedene Sportarten. Nach Deiner Äußerung wären aber zum Beispiel Motorsportler auch keine Sportler. Schliesslich benutzen sie technische Hilfsmittel um ihre Erfolge einzufahren... :)

Fotographie ist eine weltweit anerkannte Kunstform, auch die digitale Sparte. Und wie in der Malerei, der Musik oder beim Film gibt es zum Glück sehr viele verschiedene Stilrichtungen. Eine google-Suche nach digitaler Fotokunst ergibt 2,8 Millionen Treffer. Darunter viele Künstler, die mit teils stark bearbeiteten Bildern aufwarten und damit sehr gutes Geld verdienen.

Richtig ist, dass wirklich alles erlaubt ist, was gefällt. Richtig ist auch, dass es nicht Jedem gefallen muss. Dazu möchte ich noch ein markantes Beispiel aus der Malerei heranziehen: Guernica von Pablo Picasso...dieses Meisterwerk gefällt nun wirklich nicht Jedem. Es hat starke Kontroversen ausgelöst, auch wegen des einzigartigen Malstils, der Picasso so auszeichnet. Und dennoch ist es ganz große Kunst! :)

In diesem Sinne! Auch mittels Software bearbeitete oder gar veränderte digitale Bilder können durchaus Kunst sein.
Freundliche Grüße und immer gutes Licht! ;)

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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Lithographin » Freitag 30. September 2011, 19:13

Hallo Björn !

Unsere Meinungen sind anscheinend unterschiedlich, und das ist gut so, wiewohl ich anmerken muß daß ich mich wohl auch etwas unklar oder missverständlich ausgedrückt habe.
Ich habe mich bei meiner Darstellung in erster Linie an dem Begriff "Bildbearbeitung" orientiert, bzw. wie viel braucht....?

Es ging mir wirklich nicht darum jemandem Fähigkeiten abzusprechen nur weil er/sie technische Hilfsmittel einsetzt, beileibe nicht. Nur ist Bildbearbeitung eines Photos und elektronische Verfremdung für mich nicht dasselbe. Ich habe mal den Begriff "Photodesigner" gelesen und der würde mir, wen es jemand weiter, und immer weiter treibt, recht passend erscheinen.
Die Bildbearbeitung an sich benötigt ja bereits technische Hilfsmittel die ich ja gar nicht ablehne, sonst würde ich ja keine Kamera und keinen Computer nutzen.

Ich möchte mal folgenden Vergleich anstellen und bitte nicht böse sein wenn ich jetzt einen bekannten Namen verwende.
Eric Clapton hat den Großteil seiner Songs elektronisch mit E-Gitarre und jeder Art von technischer Hilfsmittel aufgenommen. Die Lieder gefallen mir sehr gut, kann anscheinend singen. Aber das eigentliche Talent sehe, respektive höre ich wenn er "Unplugged" spielt. Natürlich hat er auch da technische Hilfsmittel, aber eben nur so viel um im Saal gehört zu werden. Da erkenne ich ob jemand singen kann und Gitarre spielen.

Es gibt nicht sehr viele Musiker die heute noch unplugged singen singen und auch auftreten, ob bekannt oder unbekannt. Aber da höre ich was jemand drauf hat. Es geht mir nicht um die Verwendung der Technik. Ich segle, ich photographiere, ich verwende einen Computer und überall verwende ich Technik.

Jemandem künstlerische Fähigkeiten abzusprechen der eine Bildbearbeitungssoftware verwendet liegt mir fern. Wobei ich unumwunden zugeben muß das ich mir über den Begriff "Kunst" immer noch nicht im klaren bin.
Heute behaupten viele von sich "Künstler" zu sein. Sie malen ein Bild, machen Vernissagen und ich gehe hin, sehe es mir an, und bin mir immer noch nicht im klaren wer den warum ein Künstler ist und wer es entscheidet.

Kreativ, ja damit kann ich etwas anfangen. Jemand der photographiert und dann das Bild nach seinen eigenen Wünschen, wie weit auch immer bearbeitet ist sicherlich kreativ, ob es Kunst ist mögen andere entscheiden. Ob es mir gefällt oder nicht hat nichts damit zu tun ob es Kunst ist oder nicht, oder wie viel jemand für etwas bezahlt.

Bitte die ganze Diskussion nicht persönlich nehmen. Ich gebe zu meinen eigenen Kopf zu haben und auch meine Meinung zu der ich stehe. Ich bin auch gerne bereit anderen zuzuhören, mir deren Gedanken durch den Kopf gehen zu lassen und gebe gerne zu meine Meinung mal zu ändern, deswegen ist der Kopf des Menschen ja auch rund.

Aber ich bezog mich lediglich auf den Begriff Bildbearbeitung.

In diesem Sinne. Nichts für ungut, in der Hoffnung auf eine weiter, fruchtbar, kreative Diskussion. ;)

Cristina

Lithographin

Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Lithographin » Freitag 30. September 2011, 19:25

ruebos hat geschrieben:Hallo Cristina,

natürlich es ist die "Hohe Kunst der Fotografie", möglichst viel bereits bei der Aufnahme zu berücksichtigen, egal ob dokumentarischer oder rein künstlerischer Ansatz. Das ist ja das faszinierende bei den guten Fotografen der alten Schule (Feininger, Adams ...).

Aber heutzutage hat sich mit, bzw. dank der Digitalfotografie auch für weniger genial begabte Fotografen eine "zweite Chance" der digitalen Nachbearbeitung aufgetan (die viele allerdings allzu oft nutzen müssen).
Es ist natürlich völlig richtig bereits beim Aufnehmen eine Vorstellung vom erwünschten Bild zu haben, vielleicht am besten sogar als "Projekt", - und nicht einfach wild drauflos knipsen und hinterher dann ein wenig herumbasteln :mrgreen: da kommt selten was gutes dabei heraus.

Aber allzu puristisch sollte man das nicht sehen. Es wurde ja schon erwähnt, dass bereits die Brennweite, das Filmmaterial u.v.a. das Bild subjektiv wirken lassen.
Manchmal ist es allerdings auch aufregend mit einem beliebigen Foto "alles mögliche" anzustellen, es total zu entfremden. Spielerisch entstehen da oft verblüffende Ergebnisse.
Hallo ruebos!

Da gebe ich Dir recht. Mir ging es wohl eher um die Differenzierung zwischen Bildbearbeitung und weiterreichender Veränderung. Die Sichtweise mit der "zweiten Chance" gefällt mir wirklich gut, habe ich so noch gar nicht gesehen.
Ich versuche es auch nicht zu puristisch zu sehen. Aber Bildbearbeitung und "alles mögliche" anzustellen sind für mich halt zwei verschiedene Paar Schuhe, aber vielleicht bin ich auch langsam zu altmodisch. ;)

Schönen Abend noch, Cristina

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Re: Wieviel Bearbeitung braucht der Mensch?

Beitrag von Björn » Freitag 30. September 2011, 20:04

Hallo Cristina,

Keine Angst, ich nehme die Diskussion keinesfalls persönlich. Verschiedene Meinungen und Ansichten zu vertreten macht ja eine Diskussion erst aus. Ansonsten wäre die ganze Sache ja langweilig. :D

Für mich persönlich ist diese Diskussion hier ein Gewinn, Ich lese Eure Ansichten, Eure Erfahrungen und überdenke meine bisherige Arbeitsweise. Ihr habt vollkommen recht, wenn Ihr sagt, dass das Bild bereits zum großen Teil in der Kamera entstehen soll. So achte ich schon darauf, dass ich eine halbwegs ansprechende Bildkomposition hinbekomme, dass meine Einstellungen stimmen und dass ich bei Tieren z.B. den richtigen Moment ablichte.

Aber Bildbearbeitung gehört für mich zum Entstehungsprozess einfach mit dazu. Die Kunst hier besteht aber darin, das Bild eben nicht "überzuentwickeln". Besonders bei Naturaufnahmen sollte meiner Ansicht nach das Ergebnis so originalgetreu wie möglich werden. Bei Aufnahmen von Gebäuden mit besonderem Licht z.B. bin ich auch gerne bereit, das Bild so zu bearbeiten, dass ich diesen besonderen Effekt verstärke. Schliesslich wollte ich nicht nur das Gebäude fotographieren sondern eben diesen speziellen Effekt. Und dass soll ein Betrachter auch erkennen. ;)

Das schliesst aber nicht aus, dass man auch mal spielen darf. Einfach mal ein Motiv aussuchen und probieren, was man daraus machen kann. Schon allein aus reiner Neugier und Voralpen aus Spass...und wer weiss schon, vielleicht entehr ja auch ein kleines Kunstwerk dabei. :D
Freundliche Grüße und immer gutes Licht! ;)

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